Neuropediatrics 2006; 210 - P99
DOI: 10.1055/s-2006-946455

Welche Unterstützung benötigen Eltern zu früh geborener Kinder in neonatologischen Kliniken?

D Machul 1
  • 1Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, D

Ausgangssituation und Fragestellung: In neonatologischen Kliniken wird den Eltern zu früh geborener Kinder heute eine Reihe professioneller Unterstützungsangebote unterbreitet. Vertreter verschiedener Berufsgruppen informieren, beraten und begleiten die Eltern während der Zeit des Klinikaufenthaltes und zum Teil auch darüber hinaus. Elternorientierte Unterstützungskonzepte für einen Bedarf zu entwerfen, der theoretisch und empirisch begründet werden kann und der sowohl interdisziplinär kommunizierbar ist als auch in Beziehung zu den von den Eltern selbst geäußerten Bedürfnissen steht, ist eine aktuelle Herausforderung.

Aussagekräftige Studien zum elterlichen Bedarf beziehen sich meist nur auf eine der genannten Perspektiven und oft auch nicht auf die hier im Blickfeld stehende Untersuchungsgruppe – sie weisen jedoch auf die Vielfalt möglicher Bedarfsarten hin. Der Bedarf der Eltern frühgeborener Kinder wird derzeit im Rahmen eines explorativ angelegten Forschungsprojektes untersucht.

Methodik: Es wurde ein qualitatives Studiendesign gewählt. Die Datenerfassung bezieht sich auf den Zeitabschnitt der postnatalen stationären Versorgung der Kinder. Die Angaben zum elterlichen Bedarf stammen aus unterschiedlichen Blickwinkeln: In die Studie werden sowohl Einschätzungen verschiedener Experten als auch Aussagen unmittelbar betroffener Eltern einbezogen. Die Daten werden mittels leitfadengestützter Interviews erhoben, um so auch jenen Bedarf berücksichtigen zu können, der bei einer indirekten oder einer standardisierten Erhebung nicht erfasst würde. Ein den Eltern zuvor ausgehändigter Kurzfragebogen dient zur Gesprächsvorbereitung und zur Erhebung ausgewählter sozialstatistischer Daten. Datenerhebung und Datenauswertung finden in mehreren, flexibel aufeinander bezogenen Phasen statt. Die Auswertung der transkribierten Gesprächsprotokolle dient einer schrittweisen, materialgestützten Kategorienbildung. Geeignete Auswertungskategorien werden für eine nachfolgende qualitative Bedarfsbeschreibung verwendet; diese Beschreibung erfolgt unter Bezug auf die unterschiedlichen Wahrnehmungsperspektiven.

Das Forschungsprojekt befindet sich zurzeit in der Durchführung. Datenerhebungen, Transkriptionen und Datenauswertungen finden nahezu parallel statt.

Ziele: Die Studie dient einer fallübergreifenden Bedarfsanalyse. Sie ist multiperspektivisch angelegt, indem sie sowohl Selbst- als auch Fremdeinschätzungen berücksichtigt. Fallübergreifende Erkenntnisse zum Bedarf sind für die weitere Ausarbeitung professioneller „Elternbetreuungskonzepte“ dringend erforderlich. Klar strukturierte und begründete Konzepte stecken den professionellen Handlungsrahmen ab und können so beispielsweise Hinweise auf notwendige Kompetenzen des Klinikpersonals geben. Sie sind ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung professioneller Routinehandlungen.