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DOI: 10.1055/s-2006-946449
Unterstützung von Eltern extrem frühgeborener Kinder während und nach der Hospitalisation – eine retrospektive Untersuchung
Hintergrund und Fragestellung: Die Geburt eines extrem frühgeborenen Kind, die lange Behandlung auf der neonatologischen Intensivstation und der unsichere Ausgang stellen für die Eltern einen enormen emotionalen Stress dar. Eine gute Bewältigung dieser oft lang dauernden Belastung spielt für das langfristige physische und psychische Wohlbefinden der Eltern, der Familie sowie für die Entwicklungsprognose des frühgeborenen Kindes eine große Rolle. Die Qualität der Unterstützung der Eltern während der Hospitalisation sowie nach Spitalentlassung kann hierbei wesentlich zu einer besseren Bewältigung dieser Belastungen beitragen. Ziel dieser Studie war es, Eltern eines Kindes an der Grenze der Lebensfähigkeit (<26 SSW) nach ihrem subjektiven Empfinden der erhaltenen und gewünschten sozialen und professionellen Unterstützung während und nach Spitalaufenthalt ihres Kindes, respektive nach Versterben des Kindes zu befragen.
Methodik: 124 Eltern wurden 2–6 Jahre nach Geburt ihres extrem 125g) mittels±0.8 SSW; GG 720±frühgeborenen Kindes (total 63 Kinder; GA 25 standardisiertem Fragebogen und VAS (visual analogue scale) nach der Qualität der Unterstützung während und nach der Hospitalisation befragt. Die Rücklaufquote betrug 74%; insgesamt waren dies 38 Eltern eines überlebenden Kindes und 54 Eltern, deren Kind auf der Neugeborenenabteilung verstarb.
Ergebnisse: Sowohl Eltern überlebender wie auch verstorbener extrem Frühgeborener waren mit der Qualität der Unterstützung durch Partner, Familie, Freunde, Seelsorger und Ärzte/Pflege während des Spitalaufenthaltes zufrieden (VAS=8.0±1.6; 10=sehr zufrieden, 0=sehr unzufrieden). Zusätzliche Unterstützung hätte sich jedoch jede 2. Person insbesondere vom eigenen Umfeld gewünscht. Während der Hospitalisation wünschten sich Eltern eines überlebenden Kindes in je 8% mehr Unterstützung vom Partner, von der Familie und von Ärzten/Pflege sowie in 16% von Psychologen. Nach Spitalaufenthalt war der Wunsch nach mehr Unterstützung durch Partner und durch Familie ähnlich hoch (8%), ebenso durch Psychologen (13%), durch Ärzte jedoch größer (11%). Bei den Eltern eines verstorbenen Kindes bestand Mehrbedarf an Unterstützung während des Spitalaufenthaltes durch Partner (7%), Familie und Ärzte/Pflege (je11%), Seelsorge (7%) und Psychologen (9%). Nach dem Tod ihres Kindes wünschten sich diese Eltern vermehrt Unterstützung durch ihre Familie (19%), Freunde (15%); Ärzte (13%); Seelsorger (9%) und Psychologen (15%).
Schlussfolgerung: Der Bedarf nach vermehrter sozialer und professioneller Unterstützung der Eltern, insbesondere nach Entlassung respektive Versterben eines extremen Frühgeborenen, sollte vermehrt Beachtung geschenkt und anlässlich Konsultationen aktiv erfragt werden.