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DOI: 10.1055/s-2006-946445
Welche Position einer Katheterspitze ist wirklich Spitze?
Einleitung: Die Anlage perkutaner zentraler Venenkatheter gehört zu den Routineeingriffen in der Früh- und Neugeborenenmedizin. Um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden, gilt dabei als Standard, die Katheterspitze extrakardial zu platzieren.
Nadroo et al. beschrieben 2002 ausführlich Änderungen der Lage der Katheterspitze in Abhängigkeit von Positionsänderungen der Arme.
Wir haben Ähnliches auch bei Anlage von Kathetern über die Beinvenen beobachtet.
Falldarstellungen: Wir stellen 2 Fälle von lagerungsbedingten extremen Lageveränderungen zentral gelegener Katheter vor.
Mit Fall 1 können wir die von Nadroo et al. (2002) beschriebenen Lageveränderungen nicht nur bestätigen, sondern über eine unerwünschte Lagerveränderung berichten, die über die von diesen Autoren ermittelten Streckenänderungen sogar noch hinaus geht: Die Lage der Katheterspitze variiert um 1,9cm und liegt weit kaudal im rechten Vorhof.
Im Fall 2 beobachteten wir eine entsprechende lagerungsbedingte Positionsänderung eines über eine Beinvene eingeführten Katheters um ebenfalls 1,9cm.
Diskussion: Um eine intrakardiale Lage zu vermeiden, muss die Spitze des über die oberen Extremitäten eingeführten Katheters so weit außerhalb des Herzens liegen, dass es bei Armbewegungen des Kindes nicht zu einem Vorgleiten des Katheters bis ins Herz kommen kann. Dies kann jedoch, wie Nadroo et al. (2002) gezeigt haben, dazu führen, dass die Katheterspitze bei entsprechender Positionsänderung des Armes entweder in die Venenperipherie oder in die Gefäße der gegenüberliegenden Körperseite gerät.
Bei über Beinvenen eingeführten Kathetern kann man nach unserer Erfahrung die Katheterspitze zumindest so positionieren, dass auch extreme Positionsänderungen der Beine zum Auf- und Abgleiten der Katheterspitze nur innerhalb der V. cava inferior führen.
Schlussfolgerung: Extremitätenbewegungen können bei Früh- und Neugeborenen zu erheblichen Lageänderungen eingeführter Venenkatheter führen. Die damit einhergehende Gefahr einer signifikanten sekundären Fehllage geht dabei insbesondere von den von den oberen Extremitäten her eingeführten Kathetern aus. Unter diesem Aspekt wären für das Legen von perkutanen zentralen Venenkathetern Beinvenen zu bevorzugen.
Literatur
Nadroo AM, Glass RB, Lin J, Green RS, Holzman IR. Changes in upper extremity position cause migration of peripherally inserted central catheters in neonates. Pediatrics 2002;110:131–136.