Einleitung: Das Auftreten angeborener Fehlbildungen, insbesondere des ZNS kann durch die rechtzeitige
Einnahme von Folsäure vermindert werden. Für alle Frauen im gebärfähigen Alter wird
daher die zusätzliche Einnahme von 400 ug pro Tag empfohlen. Frauen, die bereits ein
Kind mit einem Neuralrohrdefekt empfangen haben, sollten 4mg pro Tag einnehmen. Eigene
Untersuchungen des Geburtenjahrgangs 2003/2004 zeigten den Einfluss sozioökonomischer
Faktoren bei Geburtsvorbereitung und Durchführung der Folsäureprophylaxe. Zur Verifizierung
dieser Beobachtung wurden jetzt 2 Geburtsjahrgänge der populationsbasierten Studie
„Survey of Neonates in Pomerania“ (SNiP) analysiert.
Methode: SNiP beinhaltet die populationsbasierte, prospektive Erhebung sämtlicher Neugeborener
in Ostvorpommern (ca. 1200 Geburten/a). Wir analysierten 1788 Datensätze (Mai 2003
bis April 2005) bestehend aus Interview und Mutterpassinformationen hinsichtlich Planung
der Schwangerschaft, Einnahmeverhalten von Folsäure, Inanspruchnahme geburtsvorbereitetender
Maßnahmen und sozioökonomischer Faktoren.
Ergebnisse: Die beiden Jahrgänge zeigen keine Unterschiede hinsichtlich der Einnahme von Folsäurepräparaten
zu irgendeinem Zeitpunkt der Schwangerschaft (03/04 79% vs.04/05 76%), der empfehlungsgemäßen
Einnahme von Folsäure (jeweils 9%) und der Planung der Schwangerschaft (65% vs. 66%).
Die Einnahme der Folsäureprophylaxe gemäß Empfehlungen und die Teilnahme an geburtsvorbereitenden
Maßnahmen steigt statistisch signifikant mit dem Grad der Schulbildung, der Erwerbstätigkeit
und dem monatlichen Einkommen. Im Jahrgang 04/05 zeigt sich deutlich, dass geplante
Schwangerschaften bei steigendem Grad der Schulbildung, der Erwerbstätigkeit und des
Haushaltseinkommens signifikant häufiger sind. Auch bei geplanten Schwangerschaften
erfolgte jedoch nur in 14% der Fälle eine empfehlungskonforme Folsäureeinnahme.
Schlussfolgerung: Ein hoher Prozentsatz der Mütter in der Studienpopulation supplementiert nicht rechtzeitig
Folsäure, trotz geplanter Schwangerschaft. Folsäureeinnahme gemäß Empfehlungen, Teilnahme
an geburtsvorbereitenden Kursen und Planung der Schwangerschaft korrelieren mit Bildungsstand,
Erwerbstätigkeit und monatlichem Einkommen. Es zeigt sich insgesamt ein dringender
Bedarf an sozioökonomisch adaptierten Interventionsprogrammen.
Diese Studie wird gefördert vom BMBF (NBL 3, Referenz-Nr. 01 ZZ 0403).