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DOI: 10.1055/s-2006-946444
Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf Schwangerschaftsplanung, Geburtsvorbereitung und Inanspruchnahme der Folsäureprophylaxe (populationsbasierte Studie Ostvorpommern)
Einleitung: Das Auftreten angeborener Fehlbildungen, insbesondere des ZNS kann durch die rechtzeitige Einnahme von Folsäure vermindert werden. Für alle Frauen im gebärfähigen Alter wird daher die zusätzliche Einnahme von 400 ug pro Tag empfohlen. Frauen, die bereits ein Kind mit einem Neuralrohrdefekt empfangen haben, sollten 4mg pro Tag einnehmen. Eigene Untersuchungen des Geburtenjahrgangs 2003/2004 zeigten den Einfluss sozioökonomischer Faktoren bei Geburtsvorbereitung und Durchführung der Folsäureprophylaxe. Zur Verifizierung dieser Beobachtung wurden jetzt 2 Geburtsjahrgänge der populationsbasierten Studie „Survey of Neonates in Pomerania“ (SNiP) analysiert.
Methode: SNiP beinhaltet die populationsbasierte, prospektive Erhebung sämtlicher Neugeborener in Ostvorpommern (ca. 1200 Geburten/a). Wir analysierten 1788 Datensätze (Mai 2003 bis April 2005) bestehend aus Interview und Mutterpassinformationen hinsichtlich Planung der Schwangerschaft, Einnahmeverhalten von Folsäure, Inanspruchnahme geburtsvorbereitetender Maßnahmen und sozioökonomischer Faktoren.
Ergebnisse: Die beiden Jahrgänge zeigen keine Unterschiede hinsichtlich der Einnahme von Folsäurepräparaten zu irgendeinem Zeitpunkt der Schwangerschaft (03/04 79% vs.04/05 76%), der empfehlungsgemäßen Einnahme von Folsäure (jeweils 9%) und der Planung der Schwangerschaft (65% vs. 66%). Die Einnahme der Folsäureprophylaxe gemäß Empfehlungen und die Teilnahme an geburtsvorbereitenden Maßnahmen steigt statistisch signifikant mit dem Grad der Schulbildung, der Erwerbstätigkeit und dem monatlichen Einkommen. Im Jahrgang 04/05 zeigt sich deutlich, dass geplante Schwangerschaften bei steigendem Grad der Schulbildung, der Erwerbstätigkeit und des Haushaltseinkommens signifikant häufiger sind. Auch bei geplanten Schwangerschaften erfolgte jedoch nur in 14% der Fälle eine empfehlungskonforme Folsäureeinnahme.
Schlussfolgerung: Ein hoher Prozentsatz der Mütter in der Studienpopulation supplementiert nicht rechtzeitig Folsäure, trotz geplanter Schwangerschaft. Folsäureeinnahme gemäß Empfehlungen, Teilnahme an geburtsvorbereitenden Kursen und Planung der Schwangerschaft korrelieren mit Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und monatlichem Einkommen. Es zeigt sich insgesamt ein dringender Bedarf an sozioökonomisch adaptierten Interventionsprogrammen.
Diese Studie wird gefördert vom BMBF (NBL 3, Referenz-Nr. 01 ZZ 0403).