Neuropediatrics 2006; 210 - P86
DOI: 10.1055/s-2006-946442

Unilaterales Pulmonales interstitielles Emphysem (PIE) – Nichtinvasive Therapiekonzepte präsentiert anhand von 3 Fallberichten

F Thieme 1, R Trawöger 2
  • 1Mathias-Spital Rheine, Rheine, D
  • 2Universitätskinderklinik Innsbruck, Innsbruck, A

Das PIE stellt eine seltene aber sehr ernste Komplikation des Atemnotsyndroms Neugeborener dar und ist Folge der besonderen strukturellen Beschaffenheit der unreifen Lunge. Der vermehrte Bindegewebeanteil in der Frühgeborenenlunge begünstigt die peribronchiale und perivaskuläre Dissektion von Luft, die durch Baro- und Volutrauma und damit verbundene Mikrorupturen von Bronchial- und Alveolarepithelien zustande kommt.

Bisher wurden oft aggressive Therapien eingesetzt, wie selektive Beatmung der kontralateralen Lunge oder auch die operative Resektion der befallenen Lungenabschnitte. Wir berichten über die Behandlung von 3 Frühgeborenen:

Fall 1) Das Mädchen wurde nach 32 SSW mit einem Gewicht von 1830g geboren, pränatal wurde keine Lungenreife verabreicht. Nach einem initial moderatem Atemnotsyndrom entwickelte das Mädchen am 2. Lebenstag unter CPAP- Therapie ein Pneumomediastinum und in der Folge ein ausgeprägtes rechtsseitiges PIE. Sie wurde 18 Tage ohne wesentliche Besserung mit HFO beatmet. Erst nach Extubation kam es unter konsequenter Halbseitenlagerung und Sauerstofftherapie zur vollständigen Rückbildung des PIE.

Fall 2) Der Knabe wurde nach 29 SSW mit einem Gewicht von 1230g geboren. Bei einem moderaten Atemnotsyndrom erhielt er eine CPAP-Therapie und zusätzlichen Sauerstoff bis 40%. Vom 2. bis 7. Lebenstag erlitt er rezidivierende Pneumothoraces und entwickelte am 14. Lebenstag ein ausgeprägtes rechtsseitiges PIE. Nach selektiver linksseitiger Intubation und HFO-Beatmung zeigte sich keine wesentliche Verbesserung. Unter konservativer Therapie mit Rechtsseitenlagerung und Sauerstoff kam es nach Extubation innerhalb von 2 Wochen zur vollständigen Rückbildung des PIE.

Fall 3) Der Knabe wurde nach 31 SSW mit einem Gewicht von 1450g geboren, pränatal wurde keine Lungenreife gegeben. Nach Intubation und akzidentiell einseitiger Surfactantgabe entwickelte er am 2. Lebenstag ein einseitiges PIE. Er wurde am 3. Lebenstag extubiert und für 2 Tage mit CPAP therapiert. Daraufhin wurde er konsequent halbseitengelagert, worauf es innerhalb von 10 Tagen zur vollständigen Restitution kam.

Da eine ein anfänglich gering ausgeprägtes PIE sich unter Überdruckbeatmung rasch vergrößert, könnte die frühe Kompression der stärker betroffenen Lunge durch strickte Halbseitenlagerung und möglichst rasche Extubation zur Restitution des unilateralen PIE führen. Die häufig gebräuchliche Therapie mit Glucokortikoiden scheint nicht notwendig. Kein Kind entwickelte eine chronische Lungenerkrankung. Die Patienten wurden mit einem klinisch und radiologisch völlig unauffälligen Lungenbefund nach Hause entlassen.