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DOI: 10.1055/s-2006-946434
Ursachensuche bei Mekoniumperitonitis – ein Fallbericht
Einleitung: Die Diagnose der fetalen Mekoniumperitonitis kann häufig bereits pränatal auf der Basis peritonealer Kalzifikationen gestellt werden. Wenn eine Ursache dieser Komplikation ermittelt werden kann, handelt es sich meist um eine Malformation des Darms, seltener um eine virale Infektionen. Wir schildern ein Neugeborenes, bei dem am ehesten eine virale Infektion mit Parvo B 19 Ursache der Mekoniumperitonitis war.
Fallbericht: 31-jährige 2.-Gravida, 2.-Para, Tochter konsanguiner Eltern mit Polyendokrinem Autoimmunsyndrom Typ II, basierend auf Diabetes mellitus Typ I, Morbus Addison, Struma, perniziöser Anämie (ebenfalls beim Vater der Mutter bestehend) und Vitiligo. Das erste Kind ist gesund, weitere Familienmitglieder sind jedoch von Endokrinopathien und Autoimmunerkrankungen betroffen.
Pränatale Diagnostik: Bei vorzeitigen Wehen mit 30+2 SSW erstmals sonographisch beobachtete diffuse peritoneale und scrotale Kalzifikationen und geringgradiger echoarmer Aszites sowie Hydramnion. Zytogenetik: 46,XY. Bis zur Geburt durchgeführte Kontrollen zeigten gleich bleibende Befunde bei zunehmendem Hydramnion.
Geburt mit 34+2 SSW bei Hydramnion durch primäre Sectio aus Steißfußlage. Männlicher Säugling mit ausladendem weichem Abdomen und bierbraunem Magensekret, Gewicht 3440g (>97. P.), Länge 49cm (75–90 P.) KU 33,5cm (50. P.), APGAR 8/9/9, unproblematische postpartale Anpassung. Bei der Mutter pränatal (30. SSW) und postnatal Parvovirus B 19 IgG positiv und IgM negativ. PCR für Parvovirus DNA pränatal negativ im Fruchtwasser und mütterlichem Serum, sowie postnatal aus mütterlichem Serum und kindlichem Liquor, jedoch positiv im kindlichen Serum am 2. Lebenstag. Im Ultraschall und CT zeigten sich in den ersten Lebenswochen neben den bereits beschriebenen Befunden ausgeprägte Verkalkungen der linken Niere ohne Progredienz.
Nach zunächst konservativer Therapie wurde bei zunehmend ausladendem und druckschmerzhaftem Abdomen am 26. LT eine Laparatomie durchgeführt, wobei sich ein Subileus des distalen Ileums zeigte. Durchführung von Adhäsiolyse, Omentumresektion und Entfernung multipler Verkalkungen, Verwachsungen und Briden. Ein Hinweis auf eine mögliche Perforationsstelle fand sich nicht. Nach komplikationslosem Verlauf konnte der Knabe am 25. postoperativen Tag in stabilem Zustand entlassen werden und zeigt seither eine normale Entwicklung.
Diskussion: Bei der auffälligen Häufung autoimmunassoziierter Krankheiten bei der Mutter schien es naheliegend, neben den bekannten Ursachen für Mekoniumperitonitis nach ursächlichen Verbindungen zu diesen mütterlichen Krankheiten zu suchen. Eine Revision der publizierten Literatur konnte für diese Hypothese jedoch keinen Hinweis liefern. So ist bei dokumentierter immunologischer Reaktion gegen Parvovirus B19 bei der Mutter trotz negativem IgM in der Spätschwangerschaft und bei positiver PCR beim Säugling am ehesten diese Infektion als ursächlich für die fetale Mekoniumperitonitis anzunehmen.