Neuropediatrics 2006; 210 - P72
DOI: 10.1055/s-2006-946428

Führt eine PEG-Implantation bei Säuglingen mit VP-Shunt zu einem ehöhten Meningitis-Risiko?

S Sponholz 1, J Dinger 1, R Bergert 1, M Laaß 1, U Winkler 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinder- u. Jugendmedizin, Dresden
  • 2Klinik für Kinder- u. Jugendmedizin, Bautzen, D

Die enterale Ernährung über eine perkutane endoskopische Gastrostomie- (PEG-) Sonde ist eine effektive und elegante Methode in Situationen, in denen die orale Nahrungsaufnahme über einen längeren Zeitraum nicht durchführbar ist. Häufige Ursache einer dauerhaft gestörten oralen Nahrungsaufnahme sind komplexe neurologische Schädigungen. Dies trifft auf Patienten aller Altersklassen zu. Bei pädiatrischen Patienten sind im Wesentlichen zwei Gruppen zu nennen. Jenseits des Neugeborenen- und Säuglingsalters können schwere Sauerstoffmangelzustände, intracranielle Raumforderungen, Meningitiden oder intracranielle Blutungen zu einem gestörten Schluckakt mit daraus resultierenden Ernährungsschwierigkeiten und Aspirationsereignissen führen. Die zweite Patientengruppe stellen die Früh- und Neugeborenen mit zentralen Schädigungen nach intracraniellen Blutungen oder perinataler Asphyxie. In beiden Patientengruppen ist das Vorliegen eines shuntpflichtigen Hydrocephalus keine Seltenheit.

Die Rate infektiöser Komplikationen bei PEG-Anlage wird mit 2–5% angegeben. Da es bei der Anlage einer PEG-Sonde zu einer Eröffnung des Magen-Darm-Traktes mit möglicher peritonealer Kontamination kommt, kann dieser Eingriff bei gleichzeitigem Vorliegen eines ventrikuloperitonealen (VP)-Shuntes ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Meningitis bedeuten. In der Literatur wird dieses Risiko kontrovers diskutiert.

Wir möchten über zwei Patienten berichten, die in direktem zeitlichem Zusammenhang mit der Anlage einer PEG-Sonde bei bereits vorhandenem VP-Shunt eine schwere Meningitis entwickelten. Speziell in der Gruppe der Patienten im ersten Lebensjahr fehlen zuverlässige Daten, die sich mit diesem Thema befassen. Nach unseren Erfahrungen würden wir eine strenge Indikationsstellung für die Anlage einer PEG-Sonde bei diesen Patienten befürworten. Im Falle einer PEG-Anlage, empfehlen wir eine konsequente und dem Erregerspektrum angepasste Antibiose, regelmässige Kontrollen der Infektionsparameter sowie einen möglichst langen Zeitraum (>3 Monate) zwischen Anlage des VP-Shuntes und Anlage der PEG-Sonde. Außerdem möchten wir die Durchführung einer Multicenter-Studie anregen.