Neuropediatrics 2006; 210 - P64
DOI: 10.1055/s-2006-946420

Vergleichende Untersuchung verschiedener nasaler Atemhilfen zur Behandlung von Frühgeborenen mit Atemregulationsstörungen

T Pantalitschka 1, J Sievers 1, J Arand 1, W Baden 1, C Poets 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, D

Hintergrund: Atemregulationsstörungen stellen ein erhebliches Problem bei Frühgeborenen dar. Therapeutisch wird u.a. eine Atemunterstützung mittels nasaler Atemhilfen angewandt, entweder über die Applikation kontinuierlichen Drucks (continuous positive airway pressure, CPAP) oder über eine nasale intermittierende mandatorische Ventilation (IMV). Welches das effektivste Verfahren ist bleibt jedoch unklar.

Fragestellung: Gibt es Unterschiede bezüglich der Wirksamkeit verschiedener nasaler CPAP- bzw. Beatmungs-Verfahren auf die Häufigkeit von Hypoxien und Bradykardien bei Frühgeborenen?

Methodik: In einer prospektiven, randomisierten Crossover-Studie wurden im Zeitraum 3/2004 bis 1/2006 16 Frühgeborene (10 m, 6 w) mit einem korrigierten Gestationsalter von 30 4/7 SSW eingeschlossen. Alle Patienten wurden in Bauch- und 15 Grad Oberkörperhochlage untersucht und erhielten Coffein (3mg/kg); kein Patient erhielt zusätzlichen O2. In Intervallen von je 6 Stunden erfolgte eine randomisierte Zuordnung zu vier handelsüblichen CPAP-Atemhilfen: (1) ein konventionelles SIMV-System (Stephanie, Stephan GmbH, PIP 15 cmH2O, RR 10/min) mit Applikation der Beatmung über nasale Prongs (Hudson RCI), (2) das Infant Flow System (E.M.E), bei dem CPAP über ein Venturi-Prinzip generiert wird, (3) das Infant Flow Advance System in Kombination mit IMV (PIP 10 cmH2O, RR 10/min) sowie (4) nasaler CPAP über Hudson-Prongs mit Wasserschloss. Bei allen Systemen wurde ein PEEP von 6 cmH2O angestrebt. Während des 24 stündigen Untersuchungszeitraums wurden thorakale und abdominelle Atembewegungen, die SpO2 und tcpCO2, EKG, Ösophagusdruck, CPAP-Druck und Video kontinuierlich aufgezeichnet. Primärer Zielparameter war die kombinierte Häufigkeit von Hypoxien (SaO2<80%) und Bradykardien (HF<80/min); die Analyse der erhobenen Daten erfolgte geblindet bzgl. der jeweils eingesetzten Atemhilfe.

Vorläufige Ergebnisse: Die statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse zeigt einen signifikanten Unterschied (p=0,019) zwischen den Behandlungsmethoden mit deutlich reduzierter Häufigkeit kumulierter Herzfrequenz- und Sättigungsabfälle mit dem Infant Flow System (Tabelle 1: angegeben ist der Median mit 25.-75. Percentile).

Schlussfolgerung: Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen eine bessere Wirksamkeit für eines der untersuchten CPAP-Systeme bzgl. Bradykardie-/Hypoxiehäufigkeit, wobei kein (zusätzlicher) Vorteil einer IMV-Unterstützung zu erkennen war.

Tabelle 1:

Infant Flow

Infant Flow IMV

Wasserschloss

Stephanie IMV

Kumulierte Herzfrequenz- und Sättigungsabfälle/h

2,84 (1,5–7,7)

4,4 (0,9–7,5)

5,4 (2,9–9,8)

6,7 (2–16,8)