Neuropediatrics 2006; 210 - P45
DOI: 10.1055/s-2006-946401

Sedierungsprofil Frühgeborener mit CPAP-Atemhilfe und Analgosedierung mit Morphinbolus

J Enders 1, C Gebauer 1, F Pulzer 1, A Bläser 1, E Robel-Tillig 1, M Knüpfer 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig, D

Fragestellung: Die zunehmenden Erkenntnisse über die Bedeutung von Stress und Schmerz für die langfristige Morbidität von Frühgeborenen erfordern bei topischen chronischen Schmerzen (z.B. durch CPAP) eine Analgosedierung. Morphin ist im Rahmen verschiedener jüngerer Studien viel diskutiert worden, dabei standen jedoch stets beatmete Kinder im Mittelpunkt. Ziel dieser Arbeit ist es, die Wirkung einer Bolusgabe Morphin bei Frühgeborenen mit CPAP-Atemhilfe zu untersuchen.

Methodik: Der Erfolg der Therapie wurde über Messung der Sedierungstiefen mit modifizierten Comfort Score (CS) und Visual Analog Scale (VAS) für den Zeitraum vor Morphingabe und 8 definierten Beobachtungszeiträumen (bis 6h nach Gabe) nach Morphintherapie erfasst. Die Apnoehäufigkeit 4h vor und nach Morphingabe, Gestationsalter, Geburtsgewicht und Geburtslänge, Alter in Tagen und Körpergewicht bei Morphingabe sowie Morphindosis und Interventionen im Falle einer Apnoe wurden analysiert. Therapeutische Interventionen umfassten milde (Erhöhung des FiO2, CPAP- Druckerhöhung, Theophyllingabe) und schwere Formen (pharyngeale oder endotracheale Intubation mit maschineller Beatmung).

Ergebnisse: Es wurden 52 Morphingaben bei 43 Frühgeborenen untersucht. Das durchschnittliche Gestationsalter betrug 30,6+3,0 SSW, das Geburtsgewicht 1537+673g, die Geburtslänge 40,8+5,8cm. Diese Frühgeborenen erhielten im Alter von durchschnittlich 12+ 8,5 Tagen eine Morphindosis von 0,0421+0,0321mg absolut bzw. 0,0267+0,010mg/kg bei einem durchschnittlichen Gewicht zum Zeitpunkt der Morphingabe von 1550+730g. Wir fanden eine signifikante Verringerung sowohl im CS als auch im VAS für alle Beobachtungszeiträume, im Vergleich zur Beobachtung vor Morphingabe (p<0,001). Vor Morphingabe traten in 47,4% der Fälle mindestens 1 Apnoe über 4 Stunden auf, nach Morphingabe über 6 Stunden in 38,2% (n.s.). Die Veränderung der Apnoehäufigkeit korrelierte nicht mit der Sedierungstiefe, Streubreite der Sedierungstiefe, Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geburtslänge, Alter oder Gewicht zum Zeitpunkt der Morphingabe. In 3 Fällen wurde um mindestens 2h verzögert pharyngeale in einem Fall endotracheale Beatmung notwendig, bei einem weiteren Kind wurde mit Naloxon antagonisiert. Das entspricht einer Rate von 9,6% schwerer Nebenwirkungen.

Schlussfolgerung: Morphin in einer Dosierung von 0,03mg/kg führte in allen Fällen zu einer signifikanten Sedierung Frühgeborener. Dabei zeigte sich keine signifikante Erhöhung der Apnoehäufigkeit vor und nach Morphingabe. Allerdings muss auf die Risiken von verzögerten Apnoen durch Morphin hingewiesen werden.