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DOI: 10.1055/s-2006-946383
Akuter Myokardinfarkt – ein seltenes, aber behandelbares Ereignis bei Neugeborenen
Einleitung: Akute Myokardinfarkte bei Früh- und Neugeborenen sind seltene Ereignisse. Neben angeborenen Herzfehlern und anatomischen Varianten im Koronararterienverlauf sind thromboembolische Verschlüsse der Koronarien oder entzündliche Gefäßveränderungen bei neonatalen Myokarditiden in Fallberichten beschrieben.
Methode: Wir berichten von zwei Neugeborenen mit akutem Linksherzversagen aufgrund einer myokardialen Infarzierung durch eine Thrombose der linken Koronararterie (LCA).
Fallberichte: Patient 1: Reifes Zwillingsneugeborenes, APGAR 9/10/10, nach 15 Min. Asystolie, Reanimation. Echokardiographisch fadenförmiger Thrombus von der LCA ausgehend. Unter Thrombolysetherapie zunächst Auflösung, im Verlauf Thromben in der Herzspitze des linken Ventrikels und am Septum. Erneute Lysetherapie. Nachweis eines Thrombus am Abgang der Nierenarterien. Im Verlauf progrediente, nicht therapierbare Herzrhythmusstörungen.
Patient 2: FG der 32. SSW, 1125g, Ösopagusatresie Typ IIIB, operative Korrektur am 2. Lebenstag. Am 4. Lebenstag plötzliche klinische Verschlechterung, echokardiographisch großer Thrombus im linksventrikulärem Ausflusstrakt mit Verlegung der LCA. Im Verlauf Thromben am NVK und im rechten Ventrikel. Lysetherapie mit r-TPA, hochdosierte Katecholamintherapie, Heparinisierung, Entfernung des NVK. Komplette Lyse der Thromben, Beendigung der r-TPA-Therapie nach 72 Stunden bei zunehmender Blutungsneigung. Reversible Niereninsuffizienz, ausgeprägtes Kapillarleck. Vollständige echocardiographische Normalisierung.
Diskussion: Bei einer akuten Infarzierung des Myokards kann aufgrund der Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung und der Seltenheit dieser Komplikation häufig erst bei einer Obduktion die Diagnose gestellt werden. Wir beschreiben zwei Neugeborene mit cardialen Thromben bei denen durch sofortige echocadiographische Diagnosestellung und prompte Lysetherapie in einer akut lebensbedrohlichen Situation eine Wiederherstellung der kardialen Funktion erreicht werden konnte. In einem Falle zeigten sich erneut Thromben im linken Ventrikel und am Septum. Bei dem anderen Patienten löste sich der Thrombus vollständig auf. Bei beiden Patienten traten im Verlauf Herzrhythmusstörungen in Form von AV-Blockierungen und ventrikulären und supraventrikulären Extrasystolen auf. Ein Patient verstarb im terminalen Herzversagen unter maximaler Therapie mit Katecholaminen und Antiarrhythmika bei progredienten, nicht therapierbaren Herzrhythmusstörungen. Bei dem anderen Patienten konnten die Rhythmusstörungen beherrscht werden
Zusammenfassung: Bei der Behandlung eines Neugeborenen mit akuter klinischer Verschlechterung sollte eine sofortige bettseitig durchgeführte echocardiographische Untersuchung erfolgen. Neben der kardialen Funktionsdiagnostik kann nur so die Diagnose einer kardialen thrombotischen Komplikation gestellt werden. Eine sofortige Lysetherapie erscheint auch bei kritisch kranken Früh- und Neugeborenen erfolgversprechend.