Neuropediatrics 2006; 210 - P23
DOI: 10.1055/s-2006-946379

Schwerste Sepsis durch Bacillus cereus bei einem Frühgeborenen

P Deindl 1, CC Roehr 1, F Guthmann 1, H Hammer 1, E Halle 2, RR Wauer 1
  • 1Klinik für Neonatologie
  • 2Institut für Microbiologie, Berlin, D

Einleitung: Bacillus cereus ist eine seltene, aber potentiell pathogene Species bei systemischen Infektionen von Frühgeborenen. Wir berichten über ein Frühgeborenes mit schwerster B. cereus- Sepsis, das erfolgreich mit Meropenem, Fosfomycin und Gentamicin behandelt wurde, und sich nach Entfernen der zentralen Katheter stabilisierte.

Fallbericht: Ein weibliches Frühgeborenes von 26 Gestationswochen (Geburtsgewicht 640g) behandelten wir initial, bei Verdacht auf Amnioninfektionssyndrom, kalkuliert mit Ampicillin und Gentamicin. Die Therapie wurde am 9. LT, bei Nachweis von Acinetobacter lwoffii in der Blutkultur auf Imipenem und Teicoplanin in gewichtsangepasster Dosis, umgestellt. Der Zustand des Kindes verschlechterte sich unter dieser Antibiotika-Therapie, insgesamt war der Zustand der Patientin über 4 Wochen sehr kritisch. Sie litt unter einer ausgeprägten Thrombozytopenie, die insgesamt 16 Transfusionen von Thrombozytenkonzentrat erforderte, zudem kam es zu einem massiven Kapillarleck-Syndrom. Am 22. Lebenstag wurde B. cereus in der Blutkultur nachgewiesen, woraufhin die Antibiotika-Therapie umgesetzt wurde. Trotz verschiedener Kombinationen mehrerer Antibiotika entsprechend der Resistenztestung stellte sich keine Besserung ein, B. cereus konnte noch bis zum 16. Behandlungstag in Blutkulturen nachgewiesen werden. Letztlich gelang ab dem 17. Behandlungstag die klinische Stabilisierung durch eine Kombination von Meropenem, Fosfomycin und Gentamicin, sowie der Entfernung des zentralen Katheters. Nach insgesamt 41 Tagen wurde die antimikrobielle Therapie beendet.

Zusammenfassung: B. cereus ist ein ubiquitär vorkommendes, gram-positives oder gram-variabeles stäbchenförmiges Bakterium. Es ist charakterisiert durch Beweglichkeit, aerob oder fakultativ anaerobes Wachstum und Sporenbildung, Der Opportunist verursacht hauptsächlich bei immungeschwächten Patienten Infektionen, er haftet v.a. an Fremdkörpern wie Kathetern oder Shunts. Es liegen wenige Berichte über schwere Infektionen bei Neonaten, mit überwiegend letalem Ausgang vor. Häufig wird die Bedeutung dieses Bakteriums, das v.a. bei Erwachsenen Lebensmittelinfektionen verursacht, unterschätzt. Seine Bedeutsamkeit als ein für Neugeborene selten vorkommendes, jedoch potentiell hoch aggressives Pathogen ist nicht hinreichend bekannt: für diese Patientengruppe sind Meningoenzephalitis, Pneumonien, Endokarditis und schwere Sepsis beschrieben worden. In unserem Fall war ein zentraler Katheter die wahrscheinliche Quelle für persistierende Bakteriämien. Trotz Sensibilität auf Standardantibiotika gelang erst mit einer Kombination von Reserveantibiotika eine vollständige Eradikation. Zusammenfassend möchten wir auf die Pathogenität von B. cereus als seltenen Erreger von nosokomialen Infektionen bei Neonaten hinweisen und auf die Notwendigkeit der Entfernung von Fremdmaterial, sowie der antibiotischen Kombinationstherapie, unter Berücksichtigung von Meropenem, betonen.