Nach einer ausgeprägten Hyperammonämie besteht ein hohes Risiko für bleibende neurologische
Auffälligkeiten. Wir berichten von einem männlichen Frühgeborenen der 34. SSW (Geburtsgewicht
2460g), welches initial durch eine respiratorische Anpassungsstörung auffiel. Nach
anfänglicher CPAP-Atemhilfe musste das Frühgeborene am 2. Lebenstag aufgrund eines
Pneumothorax und ANS II° intubiert werden, der Pneumothorax wurde drainiert und intratracheal
Surfactant verabreicht. Nach Aminosäurezufuhr am 4. Lebenstag verschlechterte sich
der Zustand des Patienten dramatisch. Neben erhöhten Entzündungszeichen, zeigten sich
massiv erhöhte NH3-Werte bis 3651µmol/l sowie eine Pyruvat-, Lactat- und Transaminasenerhöhung.
Dopplersonographisch bestand ein Hirnödem II°. Trotz umgehender Behandlung mit Natriumphenylbutyrat,
Natriumbenzoat, Argininhydrochlorid und N-carbamoyl-L-glutaminsäure sanken die NH3-Werte
nur zögerlich (<1000µmol/l am zweiten, <100µmol/l am dritten Behandlungstag). Bekannte
mögliche Ursachen einer neonatalen Hyperammonämie (Harnstoffzyklusdefekte, organische
Azidämien, Hyperammonämie-Hyperornithinämie-Homocitrullinämie Syndrom, Congenitale
Hyperinsulinämie, Carnithin Transporter Defekte, Herpes Viren Infektion, Menkes Syndrom,
Atmungskettendefekte) konnten ausgeschlossen werden. Ab dem 13. Lebenstag lagen die
NH3-Werte trotz Nahrungssteigerung und anschließender Normalkost im Normbereich. Auch
Proteinbelastungsteste im weiteren Verlauf zeigten Normwerte, so dass von einer transienten
neonatalen Hyperammonämie unklarer Genese ausgegangen werden muss. Kontroll-EEG und
-Schädelsonographien zeigten keine wesentlichen Auffälligkeiten. Im weiteren Verlauf
gedieh der Patient und entwickelte sich bis heute (2 Jahre) neurologisch altersentsprechend.
Der hier beschriebene Verlauf ist insbesondere bemerkenswert, da sich der Junge trotz
massiv erhöhter NH3-Werte bis heute altersgerecht neurologisch entwickelt hat. Bei
zugrunde liegendem Harnstoffzyklusdefekt hingegen wären neurologische Defizite nach
beschriebener Ammoniakbelastung zu erwarten. Warum dagegen eine neonatale Hyperammonämie
mit teils mildem oder sogar unauffälligem neurologischen Outcome einhergeht bleibt
unklar.