Neuropediatrics 2006; 210 - P2
DOI: 10.1055/s-2006-946358

Schulverläufe ehemaliger Frühgeborene (<30 SSW) in einer deutschen Großstadt: wie oft ist eine sonderpädagogische Förderung notwendig?

E Lerman 1, B Krackardt 1, J Weber 1, RL Schlößer 2
  • 1Stadtgesundheitsamt Frankfurt am Main
  • 2Klinikum der J.-W.-Goethe Universität, Frankfurt am Main, D

Fragestellung: Evaluation der Schulverläufe von ehemaligen Frühgeborenen (<30 Schwangerschaftswochen; SSW) während der Grundschulzeit und Ermittlung des Anteils von Frühgeborenen an der Gesamtzahl der Schüler mit Sonderpädagogischer Überprüfung (SOPF) im Einschulungsjahr 2002 und 2003 in Frankfurt am Main.

Methodik: In Frankfurt am Main werden alle Kinder vor ihrer Einschulung von Pädiatern des Jugendärztlichen Dienstes untersucht. Auf Antrag der Eltern oder der Regelschule kann durch eine SOPF ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt werden. Aufgrund der Anamnese und der vorhandenen Dokumentation im Untersuchungsheft wurden ehemalige Frühgeborene (<30 SSW) unter den Einschülern der Jahrgänge 2002 und 2003 identifiziert. Auffälligkeiten bei der Einschulungsuntersuchung wurden dokumentiert. Die Familien bzw. Lehrer der Kinder wurden im Jahr 2005 telefonisch kontaktiert, um die momentane Schulsituation zu erfragen. Die Gesamtzahl der Schüler der Einschulungsjahrgänge 2002 und 2003 mit SOPF wurde dem Bericht des Schulamtes der Stadt Frankfurt entnommen.

Ergebnisse: In den Jahren 2002 und 2003 wurden in der Stadt Frankfurt am Main insgesamt 10.743 Kinder eingeschult. 30 von ihnen (das entspricht 2,8 auf 1000 Kinder) waren ehemalige Frühgeborene <30 SSW (Mittelwert: 27 SSW). Als Neugeborene waren sie in verschiedenen Kinderkliniken der Region behandelt worden. 19 dieser Kinder wurden vom Schulbesuch zunächst zurückgestellt: 11 in den Kindergarten und 8 in die Vorklasse. 10 Kinder wurden vor der Einschulung sonderpädagogisch überprüft. 9 der überprüften Kinder wurden in Förderschulen oder Schulen mit integrativem Unterricht eingeschult. In den beiden Untersuchungsjahren wurden in Frankfurt insgesamt 1197 Kinder sonderpädagogisch überprüft (SOPF); d.h. dass der Anteil der FG daran nur 0,9% betrug. Der Förderbedarf lag in unterschiedlichen Bereichen (Kognition, Motorik, Sinnesorgane). 21 Kinder wurden in die Regelschule eingeschult. Von diesen konnten 2 Schüler im weiteren Verlauf nicht in der Regelschule bleiben, so dass im Jahr 2005 insgesamt 19 ehemalige FG die Regelschule besuchten (zwei Drittel) und 11 (ein Drittel) sonderpädagogisch gefördert werden mussten.

Schlussfolgerung: Der Anteil der Frühgeborenen an dem Kollektiv der Schüler einer Stadt, die sonderpädagogisch überprüft werden müssen, ist gering. Zwei Drittel der FG<30SSW besuchten ohne weitere Förderung eine Regelschule. Die Entwicklungsdefizite der Kinder, die sonderpädagogisch gefördert werden müssen, liegen in unterschiedlichen Bereichen.