Fragestellung: Trotz angestiegener Überlebensraten extrem kleiner Frühgeborener ist die Rate der
Entwicklungsstörungen hoch. Neben den gut bekannten mentalen und motorischen Störungen
stellen Verhaltensstörungen insbesondere für die Eltern ein großes, bisher wenig untersuchtes
Problem dar. Ziel unserer Untersuchung war es, Häufigkeit und Art der Verhaltensauffälligkeiten
bei extrem kleinen Frühgeborenen (Gestationsalter <27 Wochen, ELGA) zu erfassen.
Methodik: Am Universitätsklinikum Essen behandelte ELGA der Jahrgänge 2000–2002 wurden im Rahmen
unseres 02/2004 begonnenen Follow-ups hinsichtlich ihrer neurologischen und somatischen
Entwicklung untersucht. Die spezielle Entwicklungsdiagnostik (Bayley Scales of Infant
Development II) wurde dabei durch einen von den Eltern ausgefüllten Fragebogen zum
Verhalten der Kinder (Child Behavior Checklist, CBCL) ergänzt.
Ergebnisse: In den Jahren 2000–2002 kamen bei uns 79 ELGA zu Welt. Von den 52 Überlebenden (66%)
wurden 46 (88%) nachuntersucht. Bei diesen Kindern lag das mittlere Gestationsalter
bei 25 SSW (22–26) und das Geburtsgewicht bei 740g (380g-1300g). In der Bayley Behavior
Rating Scale zeigten 10 Kinder (21%) einen auffälligen Befund (7 leicht, 3 schwer).
Von den 36 Kindern mit einem unauffälligem Befund im Bayley zeigten 5 (17%) einen
auffälligen CBCL-Gesamtscore (4 auffällig („borderline“), 1 klinisch relevant („clinical
range“). 12 Kinder (33%) zeigten in mindestens einer der empirisch basierten Unterskalen
einen auffälligen Befund (7 in mehr als 2 Skalen). Bei den DMS-Oriented Scales waren
es 8 Kinder (4 klinisch relevant).
Die auffälligen Werte waren am häufigsten in den Skalen für „Zurückgezogenheit“ und
„Affektivität“ zu beobachten.
Fazit: Die Child Behavior Checklist war ein sinnvolles, den Bayley ergänzendes Instrument,
um Verhaltensstörungen bei ELGA aufzuzeigen. 33% der im Bayley unauffälligen Kinder
zeigten Verhaltensauffälligkeiten in mindestens einer der CBCL Skalen.