Neuropediatrics 2006; 210 - V47
DOI: 10.1055/s-2006-946329

Neonataler Verlauf und Langzeitprognose des renal bedingten Oligohydramnion (ROH)

I Klaassen 1, T Neuhaus 2, D Müller-Wiefel 1, M Kemper 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik, Hamburg, D
  • 2Universitäts-Kinderklinik, Zürich, CH

Ein ROH gilt als prognostisch ungünstig, obwohl bislang nur wenig Daten zu dieser Problematik vorliegen. Ziel dieser Untersuchung war die Analyse von neonatalem Komplikationen und Langzeitverlauf bei Feten mit ROH, die postnatal in unseren Zentren betreut wurden. 21 Patienten (14 Jungen, 7 Mädchen) mit verschiedenen Grunderkrankungen (angeborene Harntraktanomalien n=14, rezessiven Zysetnnieren n=4, andere n=3) wurden eingeschlossen. Insgesamt verstarben 6 Patienten (28,5%), davon 4 (19%) in der Neonatalperiode an den Folgen einer Lungenhypoplasie und Niereninsuffizienz. Zusätzlich zu diesen Patienten waren 8 weitere beatmungspflichtig (6 mit Pneumothorax); bei einem Kind zeigte sich ein Pneumothorax ohne Beatmungspflichtigkeit. 2 Patienten verstarben später (pulmonale Hypertonie mit 5 Monaten Sepsis mit 2 Jahren). Der Altersmedian der 15 überlebenden Patienten beträgt 5,3 Jahre (Range 0,1–14,3). Alle entwickelten eine chronische Niereninsuffizienz. 7 dieser Patienten werden konservativ behandelt und haben eine mediane GFR von 47 (Range 19,9–78)ml/min/1,73m2. 8 Patienten benötigten im medianen Alter von 0,4 Jahren (Range 2. Lebenstag bis 8,2 Jahren) eine Nierenersatztherapie (präemptive Nierentransplantation n=1, Peritonealdialyse n=6); 4 der primär dialysierten Kinder konnten im Alter von 3,5 (Range 3–4) Jahren erfolgreich nierentransplantiert werden. Entwicklungs-neurologisch sind 12 Kinder normal, bei jeweils einem Patienten besteht eine leichte, moderate und schwere psychomotorische Entwicklungs-verzögerung. Zusammenfassend muss beim ROH mit pränatalem Verdacht auf Lungenhypoplasie mit perinatalen Komplikationen gerechnet werden. Die Prognose íst jedoch nicht grundsätzlich infaust, auch wenn einige Patienten bereits früh ein Nierenersatzverfahren benötigen. Aufgrund der Komplexität der medizinischen Probleme ist eine interdisziplinäre prä- und postnatale Betreuung von Patienten mit ROH notwendig.