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DOI: 10.1055/s-2006-946327
Score zur Definition der Myokardialen Dysfunktion des Frühgeborenen
Fragestellung: Hämodynamisch instabile Frühgeborene (FG) weisen häufig eine Myokardiale Dysfunktion auf. Die Definition des Krankheitsbildes, die klinischen Symptome und die Bewertung der hämodynamischen Beeinträchtigung bereiten differenzialdiagnostische Schwierigkeiten. Im Rahmen einer prospektiven Studie wird ein Score zur Beurteilung und Charakterisierung des Krankheitsbildes erarbeitet.
Methode: 40 FG mit einem GA ≤32±0 SSW wurden funktionell echokardiographisch durch Messung der systolischen Zeitintervalle, Auswurfvolumina und Perfusionsparameter der Art. cerebri ant. (ACA) untersucht. Ermittelt wurden linksventrikuläre Präejektionszeiten (PEP), linksventrikuläre Ejektionszeiten (ET), die Ratio PEP/ET, Herzminuten- und Schlagvolumina pro kg Körpergewicht (HMV, SV) sowie Herzfrequenzen (Hf), mittlere Blutdrücke (MABP), zentral-periphere Temperaturdifferenzen (dT) und periphere Sauerstoffsättigungen (SO2%). Zur Beuteilung der klinischen Situation diente die subjektive Einschätzung des Allgemeinzustandes (AZ), die Abhängigkeit von mechanischer Beatmung, der FiO2 Bedarf, das Hautkolorit (HK), die Aktivität des Präcordium, der Ausprägungsgrad peripherer Ödeme sowie Blutgasanalysen (pH, pO2, pCO2, BE). Die Zuordnung zu den Gruppen (G) erfolgte aufgrund der Einschätzung eines unabhängigen Untersuchers, der die Indikation zur Katecholamintherapie stellte (G1 mit, G2 ohne Indikation).
Ergebnisse: 20 FG der G1 wiesen in den ersten 12 Lebensstunden im Vergleich zu FG der G2 signifikante Differenzen im Sinne einer myokardialen Dysfunktion auf: Häufigkeit des instabilen AZ*(p<0,0001), blass-zyanotisches HK*(p<0,001), starke Ödeme*(p<0,025), HF*(145 vs. 137/min), SO2%*(93 vs. 97%), MABP*(28 vs. 39mmHg), dT*(1,6 vs. 1,0°C), Bedarf an künstlicher Beatmung*(p<0,001), FiO2*(0,62 vs. 0,28), pO2*(38 vs. 50mmHg), PEP*(68 vs. 53 ms), ET*(151 vs. 172 ms), PEP/ET*(0,46 vs. 0,31), SV (1,38 vs. 1,86ml/kg), HMV*(196 vs. 270ml/min/kg), peaksystolischer (18 vs. 24cm/s), enddiastolischer Fluss (3 vs. 6cm/s) und Pulsatilitätsindex der ACA (2,0 vs. 1,4). Per statistischer Diskriminanzanalyse wurden alle mit *markierten Parameter als statistisch signifikant errechnet, eine Gruppenzugehörigkeit zu beschreiben. Die Scorepunkte (P) leiten sich vom jeweiligen Diskrimanzkoeffizienten ab. Abweichung von errechneten Schwellenwerten, die außerhalb der 10./90. Perzentile aller Werte der G2 zu finden sind, werden nach folgendem Schema bepunktet: AZ instabil=0,5P; HK blass-zyanotisch=1P; starke Ödeme=1P; SO2% <94%=0,5P; MABP <31mmHg=0,5P; dT >1,6°C=1P; FiO2 >31=1P; pO2 <37mmHg=0,5P; PEP >65ms=3P; ET >159ms=2P; PEP/ET >0,42=3P; HMV <167ml/min/kg=0,5P. Als Cut-Off errechneten sich 5.5 Scorepunkte (Kappa=0,9).
Schlussfolgerung: Mithilfe des MISPI ist eine Definition und Charakterisierung des Krankheitsbildes der Myokardialen Dysfunktion möglich. Der Score ermöglicht die gezielte Erfassung von Risikopatienten und kann eine therapeutische Entscheidungsfindung erleichtern.