Hintergrund: Nelfinavir wird häufig in der Behandlung von HIV in der Schwangerschaft angewendet.
Serumprobenpaare aus der maternalem Blut und Nabelschnurblut zeigen sehr niedrige
Spiegel von Nelfinavir im Nabelschnurblut, verglichen mit dem maternalen Blut. Diese
Ergebnisse sind möglicherweise Folge eines Rücktransportes von Nelfinavir in den maternalen
Kreislauf durch plazentare Transporter wie P-glykoprotein. Nelfinavir ist ein bekanntes
Substrat von P-glykoprotein.
Ziel: Messung des plazentaren Transfers von Nelfinavir und Nachweis eines aktiven Transports.
Material und Methoden: Die Plazenten wurden nach schriftlicher Einwilligung durch die Mutter verwendet.
Duale closed loop in vitro Plazentaperfusion an isolierten Kotyledonen (n=12): Perfusionsexperimente
in 4 Phasen: 1. Stabilisierung und Kontrollphase (1h); 2. Zugabe von Nelfinavir in
den ersten Kreislauf (entweder maternal oder fetal) und Messung des Nelfinavirtransfers
(3h); 3. Auswaschphase (0.5h) gefolgt von; 4. Zugabe von Nelfinavir in den zweiten
Kreislauf. Die Reihenfolge der Nelfinavir Gabe (zuerst maternal oder zuerst fetal)
wurde randomisiert. Die Transferdaten wurden mit der Antipyrinpermeabilität normalisiert
um für Unterschiede in der Diffusion zwischen den Experimenten zu korrigieren. Kontroll
Parameter für vitales Plazentagewebe waren Glukoseverbrauch, Laktatproduktion, Leptinproduktion
sowie die Permeabilität von Kreatinin und Antipyrin.
Ergebnisse: Die normalisierte Nelfinavirpermeabilität in maternal->fetaler Richtung war nicht
signifikant unterschiedlich zur Permeabilität in fetal->maternaler Richtung (0,5±0,5
v 0,3±0,4). Glukoseverbrauch (0,23±0,07µmol/g/min), Laktatproduktion (0,42±0,12µmol/g/min)
und Leptinfreisetzung (225pg/g/min) zeigten einen normalen Gewebsstoffwechsel. Der
feto->maternale Volumenverlust lag unter 4ml/h.
Schlussfolgerung: Es ist unwahrscheinlich, dass aktive gerichtete Tranporter in den plazentaren Nelfinavirtransfer
involviert sind. Die beobachteten niedrigen fetalen Serumspiegel in mit Nelfinavir
behandelten Schwangerschaften sind eher durch andere Mechanismen wie hohe Plasmaeiweißbindung
oder Verstoffwechselung des Nelfinavirs bedingt.