Neuropediatrics 2006; 210 - V33
DOI: 10.1055/s-2006-946315

Wenig Nebenwirkungen bei zeitgerechter Impfung von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1500g

AK Furck 1, J Christoph 2, E Kattner 2
  • 1Kinderherzzentrum UKSH, Kiel
  • 2Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, D

Einleitung: Die Regelimpfungen ehemaliger sehr kleiner Frühgeborener sollen gemäß Empfehlungen der Ständige Impfkommission altersgerecht erfolgen. Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Kinder vor dem errechneten Geburtstermin immunologisch adäquat reagieren können. Unsicherheit besteht bei vielen Neonatologen wegen möglicher gravierender Nebenwirkungen, insbesondere bei Vorliegen zerebraler Probleme.

Studie: In der Abteilung für Neonatologie am Kinderkrankenhaus auf der Bult wurden zwischen 1/98 und 7/05 alle Kinder nach elterlichem Einverständnis möglichst zeitgerecht geimpft. Zunächst erfolgte die Impfung mit einem Fünffach-Impfstoff (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hämophilus influenzae (Infanrix®)) plus Hepatitis B (Gen HbVax®), seit 11/00 mit dem entsprechenden Sechsfach-Impfstoff (Infanrix hexa®). Von 5/01 an wurde zusätzlich zeitgleich der konjugierte Pneumokokken-Impfstoff Prevenar® geimpft. Kein Kind wurde wegen neurologischer Probleme ausgeschlossen. Im Rahmen dieser Studie wurden die beobachteten Nebenwirkungen in einem Protokollbogen 48 Stunden nach der Impfung dokumentiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 433 ehemalige Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht kleiner 1500g in die Studie aufgenommen. Es wurden prospektiv die Nebenwirkungen wie, Fieber, lokale Reaktion, Apnoen und Bradykardien erfasst.

Fieber ≥38,5° C war bei allen Patienten ein eher seltenes Ereignis: In 0,9% bei Kindern, die vor einem korrigierten Alter von 36 Schwangerschaftswochen (SSW) geimpft wurden, in 3,4% bei denen, die ihre Impfung später erhielten.

Vermehrte Apnoen und Bradykardien als frühgeborenen-typische Nebenwirkungen traten in 15,9% der Fälle ebenfalls nur vereinzelt auf. Überwiegend waren die Kinder betroffen, die im Durchschnitt <28 SSW bei der Geburt waren.

Lokale Nebenwirkungen (Schwellung, Rötung) sahen wir nur 12 mal.

32 Frühgeborene hatten eine Hirnblutung ≥ II ° oder eine periventrikuläre Leukomalazie. Die Nebenwirkungsrate in dieser Gruppe war nicht erhöht.

Zahl und Art der Nebenwirkungen war in den drei Gruppen mit verschiedenen Impfstoffen nicht signifikant verschieden.

Diskussion: Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass die Regel-Impfungen nur bei einer kleinen Zahl von Frühgeborenen zu behandlungsbedürftigen Nebenwirkungen führen. Diese Kinder befinden sich allerdings zum Zeitpunkt der ersten Impfung aufgrund ihrer Unreife noch in der Kinderklinik, mit der Möglichkeit einer sofortigen Intervention. Die Eltern sind auf diese Nebenwirkung hinzuweisen.

Da die Immunglobulinkonzentration maternalen Ursprungs bei diesen Kindern erheblich geringer ist als bei reifen Neugeborenen und der guten Verträglichkeit der Impfungen sollten alle Frühgeborenen zeitgerecht geimpft werden