Neuropediatrics 2006; 210 - V17
DOI: 10.1055/s-2006-946299

Präventive Kombinationsmöglichkeiten in der Therapie der Frühgeborenenanämie

H Rabe 1, C Basu 1, JR Fernandez Alvarez 1, E Day 1
  • 1Brighton & Sussex, Brighton, GB

Fragestellung: Die Frühgeborenenanämie ist ein häufiges Problem in der täglichen klinischen Praxis. In der Literatur sind unterschiedliche Ansätze zur Prävention wie die verzögerte plazento-fetale Abnabelung, die Gabe von Eisen oder rekombinantem Erythropoietin (rh-EPO) beschrieben. Ziel: Reduktion der Anzahl der Bluttransfusionen durch die Einführung einer Kombination von verzögerter plazento-fetaler Abnabelung, frühzeitiger parenteraler Proteingabe, frühzeitiger und hochdosierter Eisengabe und einem restriktivem Transfusionsregime (Whyte 2004). Methodik: Im Zeitraum I vor Einführung der neuen Kombinationstherapie wurden Daten zu Anzahl der Bluttransfusionen in den ersten sechs Lebenswochen bei Frühgeborenen unter 1250g Geburtsgewicht erfasst. Die Therapie im Zeitraum I bestand aus verzögerter plazento-fetaler Abnabelung ≤30 Sekunden, parenteraler Ernährung ab Tag 2 (Gabe von Protein und Lipiden) und oraler Eisengabe (1mg/kg) ab der 6. Lebenswoche. rh-EPO wurde und wird aus Kostengründen nicht routinemäßig verabreicht. Im Zeitraum II bestand die Kombinationstherapie aus einer verzögerten plazento-fetalen Abnabelungszeit von 30 Sekunden und dem Beginn der parenteralen Ernährung innerhalb der ersten 24 bis 36 Lebensstunden (Gabe von Protein und Lipiden). Die orale Eisengabe mit 6mg/kg Fe-II erfolgte bei Erreichen einer Milchmenge von 5ml/kg per Mahlzeit (meistens ab Tag 7–10) und wurde auch bei einer Transfusion nicht unterbrochen. Zudem sollten die Anzahl der Blutentnahmen auf ein Minimum reduziert werden. Das Schema zur Indikationstellung einer Bluttransfusion wurde nach der Studie von WHYTE (Whyte et al 2004) umgestellt. Im Zeitraum II nach Einführung der Richtlinien wurde erneut eine Datenerhebung zur Häufigkeit der Transfusionen in den ersten 6 Wochen durchgeführt und die Ergebnisse mit Zeitraum I verglichen. Statistik wurde mit EXCEL durchgeführt. Ergebnisse: Für den Zeitraum I lagen die Daten von 19 Frühgeborenen ≤32 Schwangerschaftswochen mit einem Geburtsgewicht unter 1250g (Mittelwert 955g±200) vor. Diese wurden mit den Daten von 32 Frühgeborenen (Geb.-gew. 970g±174) aus Zeitraum II verglichen. Die Anzahl der Transfusionen ist in der Tabelle aufgeführt.

Schlussfolgerung: Durch die Einführung einer Kombination von präventiven Maßnahmen konnte die Anzahl der Bluttransfusionen bei Frühgeborenen signifikant reduziert werden, selbst in der Gruppe <750g Geburtsgewicht. Das eingeführte Behandlungsschema ist unseres Wissens nach in dieser Kombination noch nicht beschrieben worden, bedarf allerdings einer fortlaufenden Evaluation anhand einer größeren Patientenzahl.

Literatur: Whyte RK et al for the PINT investigators: A randomized controlled trial of low versus high hemoglobin thresholds for transfusion in extremely low-birth-weight-infants. Pediatric Research 2004; 56:510

Mittlere Anzahl Transfusionen

<750g

Gesamtgruppe <1250g

Zeitraum I

9,8

5

Zeitraum II

6,6

2,5

p

0,02

0,008