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DOI: 10.1055/s-2006-946296
Auf der Suche nach der konnatalen Toxoplasmose – Das Österreichische Modell
Hintergrund: Ziel dieser Studie war es, die Effektivität des österreichischen Pränatalscreenings zur Erfassung von Primoinfektionen mit Toxoplasma gondii zu überprüfen. In Österreich wird routinemäßig im Rahmen des Mutter-Kind-Passes mindestens eine serologische Untersuchung des T. gondii Infektionsstatus angeboten. Es wurde zusätzlich ein Neonatalscreening zur Bestimmung spezifischer Antikörper im Nabelschnurblut durchgeführt. Im Anschluss wurde die Detektionsrate von gestationalen und konnatalen Toxoplasmainfektionen beider Screeningverfahren miteinander verglichen. Methoden und Patienten: In einem Zeitraum von 20 Monaten haben 5.755 Frauen an der Medizinischen Universität Wien entbunden und wurden in die Analyse eingeschlossen. Das Pränatalscreening sieht vor, eine serologisch negative Schwangere mind. 4x bis zur Geburt zu testen. Ergibt die erste Untersuchung eine latente Infektion, so sind keine weiteren Kontrollen notwendig. Bei der Diagnose einer rezenten Infektion wird die Frau bis zur Geburt behandelt und das Kind serologisch kontrolliert. Während unserer aktuellen Studie wurden die Angaben des Mutter-Kind-Passes evaluiert. Zusätzlich wurde Nabelschnurblut zur Bestimmung toxoplasmaspezifischer Antikörper (Sabin Feldman Test, ISAGA-IgM und IgG Avidity) gewonnen. Ergebnisse: Bei 3.815/5.755 (66%) ergaben die Nabelschnurblutproben ein negatives serologisches Ergebnis. Bei 60/5.755 (1%) der Patientinnen war zum Zeitpunkt der Geburt der maternale Infektionsstatus unklar, es war eine weitere maternale Blutabnahme zur Klärung erforderlich. Bei acht Frauen war im Routinescreening eine gestationale Primoinfektion nachgewiesen und behandelt worden. Mithilfe des Neonatalscreenings wurden vier Neugeborene gefunden, deren Mütter im dritten Trimenon serokonvertierten. Diese Kinder haben ein hohes fetales Infektionsrisiko und wurden durch das routinemäßige Pränatalscreening nicht entdeckt. Alle Kinder wurden im ersten Lebensjahr medikamentös behandelt und engmaschig kontrolliert. Der serologische Verlauf bewies bei 3/4 Kindern die konnatale Infektion, ein Kind erwies sich als nicht infiziert. Zusammenfassung: Die Detektionsrate der konnatalen Toxoplasmainfektion in Österreich nach der Einführung des Pränatalscreenings lag bei 1,2/10.000 Lebendgeburten. Unsere Studie zeigt, dass die Kombination eines Pränatal- und Neonatalscreenings eine lückenlose Erfassung aller konnatalen Infektionen ermöglicht. Daher lautet die Empfehlung des Toxoplasmoselabors der Medizinischen Universität Wien alle serologisch negativen Schwangeren zum Zeitpunkt der Geburt auf spezifische Antikörper zu testen, um somit maternale Infektionen ausnahmslos zu erfassen.
Österreichisches Nationalbank Fond Projekt, Nummer 8907