Neuropediatrics 2006; 210 - V05
DOI: 10.1055/s-2006-946287

Mortalität und Morbidität sehr unreifer Frühgeborener in Baden-Württemberg in Abhängigkeit von der Klinikgröße. Ist der derzeitige Grad der Regionalisierung ausreichend?

HD Hummler 1, C Poets 2, M Vochem 3, R Hentschel 4, O Linderkamp 5
  • 1Universitätskinderklinik Ulm, Ulm
  • 2Universitätskinderklinik Tübingen, Tübingen
  • 3Olgahospital Stuttgart, Stuttgart
  • 4Universitätskinderklinik Freiburg, Freiburg
  • 5Universitätskinderklinik Heidelberg, Heidelberg, D

Fragestellung: Die Regionalisierung der Perinatal- und Neonatalmedizin verbessert die Behandlungsergebnisse. Es ist derzeit nicht bekannt, ob der Grad der Regionalisierung in Baden-Württemberg ausreichend ist, um Mortalität und Morbidität auf ein Minimum abzusenken. Ziel dieser Untersuchung war der Vergleich der Mortalität und Morbidität sehr unreifer Frühgeborener in Abhängigkeit von der Klinikgröße.

Methodik: Die Daten der Neonatalerhebung Baden-Württemberg der Jahre 2003–2004 wurde um die Daten der fünf größten Perinatalzentren bereinigt. Die Daten aus dieser bereinigten Statistik wurden mit den Ergebnisdaten dieser fünf Zentren verglichen.

Ergebnisse: Die Mortalität war 33,3% vs. 15,0% (übrige Kliniken vs. fünf Zentren; p<0,001) für Frühgeborene <26 SSW, bzw. 11,4% vs. 8,9% (n.s.) für Frühgeborene 26–27 SSW, sowie 2,5% vs. 3,5% (n.s.) für Frühgeborene 28–31 SSW. Werden alle Frühgeborene <28 SSW als eine Gruppe analysiert, findet man eine Mortalität von 20,1 vs. 12,1% (p=0,003). Die Rate an Hirnblutungen °III-IV war 30,2% vs. 18,6% (p=0,015) für Frühgeborene <26 SSW, bzw. 14,5% vs. 10,2% (n.s.) für Frühgeborene 26–27 SSW, sowie 2,9% vs. 2,5% (n.s.) für Frühgeborene 28–31 SSW. Die Rate an periventrikulärer Leukomalazie war 11,3% vs. 6,7% (p=0,18) für Frühgeborene <26 SSW, bzw. 6,1% vs. 2,8% (n.s.) für Frühgeborene 26–27 SSW, sowie 2,8% vs. 2,3% (n.s.) für Frühgeborene 28–31 SSW.

Schlussfolgerung: Diese Untersuchung unterstützt die These, dass durch Regionalisierung der Versorgung sehr unreifer Frühgeborener auf wenige Perinatalzentren mit entsprechend hoher Fallzahl sowohl eine Verbesserung der Überlebensrate als auch eine Reduktion der zerebralen Morbidität erreicht werden könnte. Die Versorgung dieser Kinder sollten daher auf wenige Perinatalzentren beschränkt werden.