Neuropediatrics 2006; 210 - V04
DOI: 10.1055/s-2006-946286

Neurokognitive Entwicklung Frühgeborener (FG) mit einem Geburtsgewicht <1500g im korrigierten Alter von 5,7 Jahren

J Steinmacher 1, F Pohlandt 1, H Bode 1, M Kron 1, AR Franz 2
  • 1Universität Ulm, Ulm
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Bonn, D

Hintergrund: Bei sehr kleinen FG besteht die Gefahr einer Beeinträchtigung ihrer neurokognitiven Entwicklung.

Zielsetzung: Aktuelle Daten zur neurokognitiven Entwicklung einer Kohorte sehr kleiner FG zu erheben.

Methodik: Alle FG mit einem Geburtsgewicht <1500g, die vom 01.07.1996 bis zum 30.06.1999 von der Sektion Neonatologie der Universität Ulm erstversorgt und nach Hause entlassen worden waren, wurden zu einer standardisierten Nachuntersuchung eingeladen. Die Untersuchung umfasste eine standardisierte neurologische Untersuchung, die Kaufmann Assessment Battery for Children sowie die Gross Motor Function Classification Scale (GMFCS).

Ergebnisse: Von den 403 FG <1500g starben 31 während des initialen Aufenthaltes und 9 nach Entlassung. 311 FG (d.h. 86% der Überlebenden) wurden im korrigierten Alter von 5,7±0,6 Jahren untersucht. Von diesen 311 FG hatten 6% eine Zerebralparese, die zu einer eingeschränkten Mobilität führte (GMFCS >1), 3 FG waren blind, 3 FG bedurften eines Hörgerätes bzw. eines Cochlear Implants, und 5% hatten einen IQ <50. Insgesamt waren 11% schwer in ihrer Entwicklung beeinträchtigt (d.h. erfüllten mindestens eines der o.a. Kriterien). 70% der FG waren ohne signifikante Beeinträchtigung (d.h. waren unauffällig in der neurologischen Untersuchung, hatten einen IQ >85 und waren nicht schwer seh- oder hörgemindert). 74% erhielten eine Empfehlung für eine Regelschule (einschließlich ggf. einer vorbereitenden Vorschulklasse).

In der Gruppe der extrem unreifen FG mit einem Gestationsalter ≤25 SSW konnten 67/70 (96%) der Überlebenden untersucht werden. Von diesen 67 FG hatten 15% eine Zerebralparese mit einer GMFCS >1, 2 FG waren blind und 1 FG waren schwer hörbehindert. 12% dieser FG hatten einen IQ<50. Insgesamt waren 16% der FG ≤25 SSW schwer in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. 48% der FG ≤25 SSW waren ohne signifikante Beeinträchtigung (d.h. waren unauffällig in der neurologischen Untersuchung, hatten einen IQ >85 und waren nicht schwer seh- oder hörgemindert). 57% erhielten eine Empfehlung für eine Regelschule.

Schlussfolgerung: In dieser Kohorte von FG <1500g erhielten 74% eine Empfehlung für eine Regelschule. 57% der extrem unreifen FG ≤25 SSW erfüllten die Kriterien für eine Regelschul-Empfehlung. Diese Ergebnisse sind wichtig für die Beratung von Eltern mit drohender extremer Frühgeburt.