Neuropediatrics 2006; 210 - V02
DOI: 10.1055/s-2006-946284

Outcome von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1000g im Schulalter: Welche Kinder benötigen unsere besondere Aufmerksamkeit?

W Voss 1, AP Neubauer 2, M Wachtendorf 1, E Kattner 2
  • 1Sozialpädiatrisches Zentrum
  • 2Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, D

Fragestellung: Entwicklungsneurologische Nachuntersuchungen von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1000g (ELBWI) sind notwendig, um qualifizierte frühe Hilfen für entwicklungsauffällige Kinder anbieten zu können und um eine fundierte Beratung der Eltern zu gewährleisten. Eine frühzeitige Abschätzung des Risikos für eine auffällige Spätentwicklung bei Entlassung aus der NICU anhand definierter perinatologischer Faktoren wäre für die weitere Betreuung der ELBWI wünschenswert.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung wurde überprüft, welchen Einfluss perinatologische Faktoren auf die Spätentwicklung von Frühgeborenen <1000g haben. In die Analyse wurden alle im Zeitraum 1/1993 bis 12/1997 im Kinderkrankenhaus versorgten ELBWI einbezogen, die ein Mindestalter von 6 Jahren hatten. Nach ihrer Klinikentlassung wurden die Kinder regelmäßig neurologisch, entwicklungsneurologisch und psychometrisch durch Ärzte und Psychologen nachuntersucht.

Ergebnisse: Es wurden für 135 ELBWI Daten im Schulalter (mean 8,4 Jahre, SD 1,6 Jahre) erhoben. Bei 18% (n=24) wurde eine irreversible Behinderung nachgewiesen: Cerebralparese, geistige Behinderung, shuntpflichtiger Hydrocephalus, Anfallsleiden – häufig kombiniert. 52 der 135 Kinder (38%) waren deutlich in ihrer Entwicklung verzögert, 59 Kinder (44%) hatten sich normal entwickelt. Perinatologische Parameter mit der höchsten signifikanten Korrelation zum Outcome waren: Höhergradige Hirnblutung, Dauer der parenteralen Ernährung und Dauer der Beatmung. Ferner korrelierte das Ausmaß der Unreife mit der Wahrscheinlichkeit, eine Behinderung zu entwickeln. Andere Parameter, u.a. das Geburtsgewicht, perinatale Infektionen, das Geschlecht, der Geburtsmodus, zeigten in der log. Regressionsanalyse keine Signifikanz.

Es wurde eine Hochrisikogruppe von ELBWI definiert, die sonographisch eine IVH>2° bzw. eine PVL aufwies oder eine maschinelle Beatmung über mehr als 14 Tage oder eine parenterale Ernährung über mehr als 41 Tage benötigt hatte. Nur 30% dieser 85 Kinder entwickelte sich unauffällig, gegenüber 66% in der Gruppe der 50 Kinder mit niedrigem Risiko (keine IVH>2°, keine PVL, Beatmung <15 Tage, parenterale Ernährung <42 Tage).

Schlussfolgerung: Mithilfe der drei am höchsten signifikanten Parameter für ein pathologisches Outcome lässt sich frühzeitig eine Gruppe von ELBWI definieren, die eine besondere Aufmerksamkeit bei der Nachsorge erfordern.