Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - P5
DOI: 10.1055/s-2006-946095

Frühe versus späte enterale Eisensupplementierung bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1301g: Neurokognitive Entwicklung im korrigierten Alter von 5,7 Jahren

J Steinmacher 1, F Pohlandt 1, H Bode 1, M Kron 1, AR Franz 2
  • 1Universität Ulm, Ulm
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Bonn, D

Hintergrund: Eisenmangel in der frühen Kindheit ist langfristig mit einer beeinträchtigten neurokognitiven Entwicklung assoziiert.

Ziel: Zu prüfen, ob eine frühe enterale Eisensupplementierung die neurokognitive Entwicklung sehr kleiner Frühgeborener verbessert.

Methodik: Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von <1301g, die an einer randomisierten Studie teilgenommen hatten, die einen frühen Beginn (am 14. (7. –61.) Lebenstag) mit einem späten Beginn (am 61. Lebenstag) enteraler Eisensupplementierung verglich [Franz et al. Pediatrics 2000;106:700–706], wurden im korrigierten Alter von 5,7±0,6 Jahren nachuntersucht. Die Untersuchung umfasste eine standardisierte neurologische Untersuchung, die Kaufmann Assessment Battery for Children sowie die Gross Motor Function Classification Scale (GMFCS).

Ergebnisse: Von den 204 initial randomisierten Frühgeborenen waren 9 Kinder gestorben und 31 konnten nicht nachuntersucht werden. 164 (d.h. 84% der Überlebenden) wurden im korrigierten Alter von 5,7±0,6 Jahren untersucht. In dieser „Intention-to-treat“-Population (n=164) betrug der mittlere IQ (±Standardabweichung) in der früh-supplementierten Gruppe 92 (±17) im Vergleich zu 89 (±16) in der spät-supplementierten Gruppe (p=0,10). Eine auffällige neurologische Untersuchung ergab sich bei 18/90 (20%) in der früh-supplementierten Gruppe im Vergleich zu 26/74 (35%) in der spät-supplementierten Gruppe (p=0,07) und ein GMFCS Score >1 bei 2/90 (2%) im Vergleich zu 5/74 (7%) (p=0,36).

133 Kinder durchliefen die randomisierte Studie gemäß Protokoll. Eines dieser Kinder starb nach Entlassung. 115 Kinder (d.h. 87% der Überlebenden) wurden nachuntersucht. Das Ergebnis unterschied sich nicht von dem in der „Intention-to-treat“-Population.

Schlussfolgerung: Es fand sich hinsichtlich der neurokognitiven Langzeitentwicklung kein signifikanter Nutzen einer frühen enteralen Eisensupplementierung. Es gab ebenfalls keine Hinweise auf einen negativen Effekt der enteralen Eisensupplementierung auf die neurokognitive Entwicklung. Da die initiale randomisierte Studie nicht ausgerichtet war, einen Unterschied in der neurokognitiven Entwicklung nachzuweisen, war die Power der Studie nicht groß genug, um einen kleinen aber möglicherweise klinisch relevanten Vorteil einer frühen Eisensupplementierung zu zeigen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um den beobachteten günstigen Effekt einer frühen Eisensupplementierung nachzuweisen.