Hintergrund: Ziel dieser Studie war es, die Effektivität des österreichischen Pränatalscreenings
zur Erfassung von Primoinfektionen mit Toxoplasma gondii zu überprüfen. In Österreich
wird routinemäßig im Rahmen des Mutter-Kind-Passes mindestens eine serologische Untersuchung
des T. gondii Infektionsstatus angeboten. Es wurde zusätzlich ein Neonatalscreening
zur Bestimmung spezifischer Antikörper im Nabelschnurblut durchgeführt. Im Anschluss
wurde die Detektionsrate von gestationalen und konnatalen Toxoplasmainfektionen beider
Screeningverfahren miteinander verglichen. Methoden und Patienten: In einem Zeitraum von 20 Monaten haben 5.755 Frauen an der Medizinischen Universität
Wien entbunden und wurden in die Analyse eingeschlossen. Das Pränatalscreening sieht
vor, eine serologisch negative Schwangere mind. 4x bis zur Geburt zu testen. Ergibt
die erste Untersuchung eine latente Infektion, so sind keine weiteren Kontrollen notwendig.
Bei der Diagnose einer rezenten Infektion wird die Frau bis zur Geburt behandelt und
das Kind serologisch kontrolliert. Während unserer aktuellen Studie wurden die Angaben
des Mutter-Kind-Passes evaluiert. Zusätzlich wurde Nabelschnurblut zur Bestimmung
toxoplasmaspezifischer Antikörper (Sabin Feldman Test, ISAGA-IgM und IgG Avidity)
gewonnen. Ergebnisse: Bei 3.815/5.755 (66%) ergaben die Nabelschnurblutproben ein negatives serologisches
Ergebnis. Bei 60/5.755 (1%) der Patientinnen war zum Zeitpunkt der Geburt der maternale
Infektionsstatus unklar, es war eine weitere maternale Blutabnahme zur Klärung erforderlich.
Bei acht Frauen war im Routinescreening eine gestationale Primoinfektion nachgewiesen
und behandelt worden. Mithilfe des Neonatalscreenings wurden vier Neugeborene gefunden,
deren Mütter im dritten Trimenon serokonvertierten. Diese Kinder haben ein hohes fetales
Infektionsrisiko und wurden durch das routinemäßige Pränatalscreening nicht entdeckt.
Alle Kinder wurden im ersten Lebensjahr medikamentös behandelt und engmaschig kontrolliert.
Der serologische Verlauf bewies bei 3/4 Kindern die konnatale Infektion, ein Kind
erwies sich als nicht infiziert. Zusammenfassung: Die Detektionsrate der konnatalen Toxoplasmainfektion in Österreich nach der Einführung
des Pränatalscreenings lag bei 1,2/10.000 Lebendgeburten. Unsere Studie zeigt, dass
die Kombination eines Pränatal- und Neonatalscreenings eine lückenlose Erfassung aller
konnatalen Infektionen ermöglicht. Daher lautet die Empfehlung des Toxoplasmoselabors
der Medizinischen Universität Wien alle serologisch negativen Schwangeren zum Zeitpunkt
der Geburt auf spezifische Antikörper zu testen, um somit maternale Infektionen ausnahmslos
zu erfassen.
Österreichisches Nationalbank Fond Projekt, Nummer 8907