Zentralbl Gynakol 2006; 128 - P5_7
DOI: 10.1055/s-2006-944509

Simultanes Auftreten eines intrauterinen und eines extrauterinen Abortes bei spontan eingetretener Schwangerschaft

S Atak 1, M Dambowy 1
  • 1Köln

Wir berichten über einen Fall von simultaner intra- und extrauteriner Schwangerschaft bei einer Patientin mit spontan eingetretener Schwangerschaft (keine IVF). Die Patientin hatte in der Anamnese keine abdominalen Operationen; vorausgegangene Adnexitiden waren der Patientin nicht erinnerlich.

Die 29-jährige G4, P3 stellte sich in der rechnerisch 6 + 4. SSW mit unklaren Unterbauchschmerzen in unserer Klinik vor. Ultrasonographisch fand sich eine der 7. SSW entsprechende Fruchthöhle mit Dottersack, jedoch ohne fetale Anteile, sowie mäßig viel Flüssigkeit im Douglas-Raum. Der im Rahmen der Aufnahmeuntersuchung bestimmte HCG-Wert lag bei 33858 U/l.

Unter der Diagnose einer „missed abortion“ bei rupturierter Corpus-luteum-Zyste wurde die Patientin am Folgetag kürettiert. Postoperativ gab die Patientin noch leichte Unterbauchschmerzen an, die unter Gabe eines Diclofenac 100 Supp. sistierten.

Die Histologie des Abradates zeigte Fruchtsackanteile der 7. SSW mit hydropischen regressiven Veränderungen im Sinne einer „missed abortion“.

Am 1. postoperativen Tag wurde der HCG-Wert kontrolliert, es ergab sich ein Wert von 22423 U/l. Ultrasonographisch zeigte sich neben einem echoleeren Cavum uteri eine deutlich vergrößerte Flüssigkeitsmenge im Douglas-Raum. Der Hämoglobinwert lag präoperativ bei 11,1g/dl; am 1. postoperativen Tag bei 10,1g/dl. Aufgrund des ultrasonographischen Befundes sollte die Patientin noch einen weiteren Tag in unserer stationären Kontrolle verbleiben, was sie jedoch ablehnte. Sie verließ um 18.00 Uhr die Klinik.

Um 05.30 Uhr kam sie zur Wiederaufnahme mit Unterbauchschmerzen seit 3.00 Uhr. Bei der Aufnahmeuntersuchung fand sich eine abdominale Abwehrspannung, bei der Spekulumeinstellung eine Schmierblutung. Ultrasonographisch konnte ein echoleeres Cavum nachgewiesen werden, zudem im Bereich der rechten Tube eine Auftreibung.

Die Patientin wurde deshalb laparoskopiert mit folgendem Befund: Im gesamten kleinen Becken reichlich Blut, zum großen Teil bereits koaguliert; nach Absaugen fand sich links eine komplett unauffällige Adnexe, rechts eine teilrupturierte Tube mit herausquellendem Tubargraviditätsmaterial, sowie ein unauffälliges Ovar. Das Tubargraviditätsmaterial ließ sich nicht in toto exprimieren, daher wurde die Tube komplett entfernt. Am Ende des Eingriffs bestand keine wesentliche Blutung mehr. Der HCG-Wert sank postoperativ auf 6343 U/l am 2. postoperativen Tag.

Histologisch handelte es sich um einen hämorrhagischen Tubarabort mit flächenhaft nekrotischen Chorionzotten.

Die durch die zuweisende Praxis durchgeführten postoperativen HCG-Kontrollen zeigten einen adäquaten Verlauf.

Nach IVF eingetretene heterotope Schwangerschaften sind bereits beschrieben. Bei Spontaneintritt der Schwangerschaft ist dieses Ereignis zwar sehr selten, aber nicht völlig auszuschließen. Bei persistierenden HCG-Werten nach Abortabrasio sollte daher neben einer unvollständigen Kürettage oder einem Choriontumor auch an die Möglichkeit einer simultanen Tubargravidität gedacht werden.