Zentralbl Gynakol 2006; 128 - P5_3
DOI: 10.1055/s-2006-944505

Spannungsfreie vaginale Bandeinlage zur Behandlung der Belastungsinkontinenz – retropubischer vs. transobturatorischer Zugang

A Sauerwald 1, K Spiritus 1, F Wolff 1
  • 1Köln

Einleitung: Zur operativen Behandlung der Belastungsinkontinenz sind die spannungsfreien vaginalen Bandeinlagen ein etabliertes Konzept. Um typische Komplikationen bei der Passage des Cavum retzii zu vermeiden, wird neben dem retropubischen Zugansweg (TVT) zunehmend häufiger das Band durch das Foramen obturatum (T-O-T) gelegt.

Ein Vergleich der eigentlichen Operationsmethode wird durch die hohe Zahl der verschiedenen Bänder und Modifikationen (Material, Struktur, Elastizität, mit/ohne Hülsen, Operationsinstrumente, inside-out/ouside-in) erschwert.

Gibt es bei Verwendung des gleichen Bandes vom gleichen Hersteller wesentliche Unterschiede durch die operative Vorgehensweise?

Material und Methoden: 72 nicht randomisierte Patientinnen mit reiner Belastungsinkontinenz wurden retrospektiv ausgewertet. Alle wurden präoperativ konservativ behandelt und nach urodynamischer Untersuchung von zwei Operateuren im Jahre 2005 operiert. Bei 42 Patientinnen wurde der transobturatorische Zugangsweg und bei 30 Patientinnen wurde der retropubische Zugangsweg gewählt. Adipositas, stärkere paraurethrale Defekte oder Voroperationen im Cavum retzii waren aufgrund vorangegangener Erfahrungen Indikationen für das transobturatorische Vorgehen. Es wurde bei allen Operationen ein makroporöses, monofiles rel. starres Band ohne Hülsen aus Polypropylen (Fa. Serag-Wiessner) verwendet.

Ergebnisse: Die durchschnittliche Operationszeit betrug beim TVT 16 Minuten und beim T-O-T 9 Minuten. Intraoperativ kam es bei einem TVT zu einer Blasenverletzung die problemlos korrigiert werden konnte. Hämatome im Cavum retzii traten bei 16 Patientinnen mit TVT auf. Die durschnittliche Verweildauer betrug 3,47 Tage nach TVT und 2,95 Tage nach T-O-T. Blasenentleerungsstörungen traten bei 3 Frauen nach TVT und bei 1 Frauen nach T-O-T auf. Davon musste bei 2 (TVT) und 1 (T-O-T) Patientin das Band gelockert werden. 66 Patientinnen waren postoperativ unter Belastung kontinent. Bei 3 Frauen mit hypotoner Urethra war die Inkontinenz nicht wesentlich gebessert (1 TVT und 2 T-O-T). Eine neu erworbene Drangsympomatik ist bei 1 Frau nach TVT aufgetreten. Insgesamt ist bei keiner Patientin eine Banderosion oder Bandinfektion aufgetreten.

Schlussfolgerung: Zur Behandlung der Belastungsinkontinenz weist der transobturatorische Zugangsweg ähnliche Kontinenzraten auf. Die Operationszeiten sind etwas kürzer, und spezifische Komplikationen durch die Passage des Cavum retzii sind seltener. Subjektiv ist der transobturatorische Zugangsweg vor allem bei adipösen Patientinnen, bei paraurethralen Defekten und nach Voroperationen im Cavum retzii als Alternative zum TVT empfehlenswert.