Zentralbl Gynakol 2006; 128 - P4_5
DOI: 10.1055/s-2006-944496

Durchführung eines fetoskopischen Tracheal-Ballonverschluss' bei Ungeborenem mit lebensbedrohlicher Zwerchfellhernie trotz widriger Bedingungen durch uteroplazentare Insuffizienz sowie Oligo-Ahydramnie mit chorioamniotischer Separation wegen präop PPROM

T Kohl 1, M Krapp 2, R Axt-Fliedner 2, W Neff 3, S Loff 3, M Weigel 3, K Tchatcheva 3, I Wennigmann 3, U Gembruch 3, T Schaible 3, P Van de Vondel 1
  • 1Bonn
  • 2Lübeck
  • 3Mannheim

Hintergrund: Ein fetoskopischer Trachealballonverschluss kann bei Feten mit schwersten Zwerchfellhernien noch ein lebensrettendes Aufholwachstum ihrer Lungen ermöglichen. Die operationstechnischen und physiologischen Grenzen des klinisch erst vor wenigen Jahren eingeführten Verfahrens sind noch wenig bekannt. Der aktuelle Fall ermutigt, dass ein derartiger Eingriff auch unter ungünstigsten Bedingungen erfolgreich durchgeführt werden kann.

Fallbericht: Bei einer 39-jährigen GI-PO wurde in der 25. SSW eine linksseitige fetale Zwerchfellhernie mit ungünstiger Prognose (Lung-to-Head Ratio 0,7; MR-Lungenvolumen 8,7ml) diagnostiziert. In der 29+4 SSW erlitt die Patientin dann extern einen PPROM mit chorioamniotischer Separation und wurde von der Unifrauenklinik Lübeck ans DZFT geflogen. Trotz sieben Tagen PPROM, chorioamniotischer Separation sowie bei uteroplazentarer Dysfunktion konnte ein fetoskopischer Tracheal-Ballonverschluss in der 30+5 SSW erfolgreich durchgeführt werden. Nach weiteren 8 Tagen wurde der Ballon fetoskopisch auch wieder entfernt und die Schwangere zur nachgeburtlichen Behandlung des Kindes an das Universitätsklinikum Mannheim verlegt. In der 32+1 SSW wurde dort das männliche 1600g schwere Neugeborene vaginal entbunden. Die nachgeburtliche Stabilisierung gelang ohne die Notwendigkeit einer ECMO Therapie, so dass das Zwerchfell am 9. Lebenstag operativ verschlossen werden konnte. Der postoperative Verlauf gestaltet sich bislang komplikationslos.

Schlussfolgerungen: Ein fetoskopischer Tracheal-Ballonverschluss zur Behandlung von Ungeborenen mit schwersten Zwerchfellhernien ist auch unter operationstechnisch und physiologisch ungünstigen Bedingungen durchführbar. Eine intensive interdisziplinäre und auch überregionale Zusammenarbeit sowie Vertrauensbildung sind hierbei unverzichtbar, um die Eltern auch in einem nahezu hoffnungslosen Fall wie diesem mit dem Überleben ihres Kindes zu belohnen.