Zentralbl Gynakol 2006; 128 - P3_6
DOI: 10.1055/s-2006-944486

Polytrauma und Schwangerschaft anhand eines Fallbeispiels

M Benthin 1, A Zurwellen 1, JF Zander 1, T Schwenzer 1
  • 1Dortmund

Anhand des Falls einer 26-jährigen 1 Gravida in der 21.Schwangerschaftswoche, die nach einem Sturz aus dem zweiten Stock polytraumatisiert und beatmet in unser Haus gebracht wurde, stellen wir die Besonderheiten der intensivmedizinischen Behandlung in der Schwangerschaft sowie die damit verbundenen geburtshilflichen Überlegungen vor. Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit ist dabei unerlässlich. Generelle Empfehlungen kann es kaum geben, da es sich um individuelle Verläufe und Einzelfall-Entscheidungen handelt, wie auch das Literaturstudium zeigt. Die Schwangerschaftswoche ist bei der Überlegung einer ggf. auch frühzeitigen Entbindung zum Schutz des Kindes vor den Erkrankungsfolgen, Komplikationen und Therapien der Mutter entscheidend. Die Risiken einer Frühgeburtlichkeit und die Risiken, durch den Krankheitsverlauf der Mutter geschädigt zu werden, müssen abgewogen werden. Kann aufgrund der Schwangerschaftswoche nicht entbunden werden, sollte die intensivmedizinische Behandlung auf die Schwangerschaft Rücksicht nehmen. Um das Überleben der Mutter und damit – wie in unserem Fall – auch des Kindes zu ermöglichen, muss allerdings häufig zu potenziell für das Kind nicht unproblematischen Verfahren bei Diagnostik und Therapie gegriffen werden. Eine Vorhersage des kindlichen Outcome ist dabei kaum möglich. Bei unserer Patientin standen medizinisch das Schädel-Hirn-Trauma sowie die pulmonale Problematik im Vordergrund. Vier Wochen nach dem Unfall konnte die Patientin in die Frührehabilitation verlegt werden. Neurologisch liegt eine Defektheilung vor. In der 38. Schwangerschaftswoche wurde die Patientin bei noch nicht verschlossener Schädeldecke mittels primärer Sektio von einem Jungen entbunden, der ebenfalls fraglich neurologische Auffälligkeiten aufweist. Der Nachbeobachtungszeitraum ist noch zu kurz, um hier eine definitive Aussage treffen zu können.