Zentralbl Gynakol 2006; 128 - P2_3
DOI: 10.1055/s-2006-944473

Veränderungen der Hormonrezeptorexpression nach endokriner Therapie bei Patienten mit Mammakarzinom

S Djahansouzi 1, V Rostock 2, W Rath 1, HG Bender 2, D Niederacher 2, B Hanstein 2
  • 1Aachen
  • 2Düsseldorf

Fragestellung: Eine endokrine Therapie bei Patienten mit hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom kann mit der Zeit Auswirkungen auf die Hormonrezeptorexpression haben. Da keine ausreichende Daten in der Literatur bezüglich der Hormonrezeptorexpression vor und nach endokriner Therapie mit Tamoxifen oder Aromataseinhibitoren vorhanden sind, bleibt es klinisch oftmals noch unklar ob im Rezidivfall, eine alternative endokrine Therapie noch wirksam wäre.

Viele Rezidive, vor allem die Fernmetastasen sind in den überwiegenden Fällen einer Biopsie nicht oder schlecht zugänglich und die Diagnose wird aus der Klinik und der Bildgebung erstellt. Zur Therapieentscheidung wird dann zur Not der Hormonrezeptorbefund vom adjuvanten Stadium, d.h. die Histologie des Primärtumors, welcher unter Umständen mehrere Jahre alt und unter endokriner Therapie evtl. einen erheblichen Wandel unterlaufen ist, wieder zur Therapieentscheidung herangezogen, ohne die Wirksamkeit abschätzen zu können.

Um herauszufinden wie sich der Hormonrezeptorstatus im laufe einer endokrinen Therapie verändert und um im Rezidivfall genauere Aussagen über Wirksamkeit von andere Antiöstrogene zu treffen, wurde eine Analyse der Hormonrezeptoren bei primär hormonrezeptorpositiven Patienten im Rezidivstadium nach endokriner Therapie vorgenommen.

Methodik: Eine retrospektive Analyse bei östrogenrezeptor (ER)-positivem Mammakarzinompatienten im Stadium I-III, die zwischen 1999 und 2004 an die Universitätsfrauenklinik behandelt wurden. Es wurden alle Patienten mit primär ER-positivem Mammakarzinom die im adjuvanten Stadium Tamoxifen für ≥6 Monate erhielten und die ein histologisch-gesichertes Lokalrezidiv oder Fernmetastase unter endokriner Therapie bzw. nach endokriner Therapie entwickelten, eingeschleust. Ausgewertet wurde der ER und der Progesteronrezeptor (PR) Status in der Adjuvans und nach Rezidiv mittels Immunhistochemie.

Ebenfalls wurde eine Hormonrezeptoranalyse bei allen Patienten im Stadium IV, die Aromataseinhibitoren für ≥3 Monate erhielten mit histologischer Sicherung vor und nach Therapie, durchgeführt.

Ergebnisse: die interim Analyse von 44 auswertbare Patienten im Tamoxifen-Arm zeigt, dass im Rezidivstadium, 55% der Patientin weiterhin einen positiven ER und 45% einen negativen ER-Status, auswiesen. Für PR, waren anfänglich 34 von 44 Patienten rezeptorpositiv (77%), und nach Rezidiv waren nur noch 15 von 34 Patienten rezeptorpositiv (44%). Die anfänglich 10 PR-negative Patienten zeigten keine Änderung der Rezeptorexpression nach Tamoxifen.

5 auswertbare Patienten im metastasierten Stadium wurden mit Aromataseinhibitoren behandelt. Nach der Therapie wiesen 4 von 5 Patienten (80%) weiterhin einen positiven ER-Status. Für PR, waren anfänglich 3 von 5 Patienten rezeptorpositiv und nach Therapie waren nur 2 von 5 Patienten rezeptorpositiv. Die 2 PR-negative Patienten blieben negativ auch nach der Therapie.

Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu der Auffassung, dass eine Progression unter endokriner Therapie wahrscheinlich auf dem Verlust der Hormonrezeptorexpression beruht, zeigen unsere Daten, dass insgesamt immer noch ca. 55% bzw. 80% der Patientinnen auch nach Versagen der Antiöstrogentherapie einen positiven Hormonrezeptorstatus aufweisen.

Dies ist von großer klinischer Relevanz, da das Therapieversagen einer Substanz oft nicht als Unempfindlichkeit des Tumors gegen endokrine Therapie aufzufassen ist, sondern lediglich als Unempfindlichkeit gegen diese Substanz.