Zentralbl Gynakol 2006; 128 - P1_6
DOI: 10.1055/s-2006-944466

Neoadjuvante, dosisdichte Chemotherapie mit Epirubicin und Cyclophosphamid gefolgt von Docetaxel beim rimären Mammakarzinom – prädiktive Faktoren für das Tumoransprechen?

EM Cramer 1, C Moers 1, V Zarghooni 1, P Mallmann 1, M Warm 1
  • 1Köln

Einleitung: Die primär systemische Therapie (PST) des lokal fortgeschrittenen Mammakarzinoms erzielt ähnliche Überlebensraten wie die adjuvante Chemotherapie. Entscheidende Vorteile sind die erhöhte Rate an Brust erhaltenden Operationen und die Möglichkeit, das klinische Tumoransprechen während der Chemotherapie zu beurteilen. Das Ansprechen auf eine PST korreliert mit dem krankheitsfreien Intervall und dem Gesamtüberleben. Als prädiktive Faktoren für die Tumorresponse auf eine PST gelten u.a. der Hormonrezeptorstatus und die Her2neu-Expression des Karzinoms. In dieser Untersuchung erfolgte die Korrelation der pathologischen Remission mit den genannten prädiktiven Faktoren sowie dem Proliferationsmarker Ki67.

Methoden: In dieser prospektiven Phase-II-Studie wurden bisher (01/2003–11/2005) 93 Patientinnen (Pt.) mit einem lokal fortgeschrittenen (cT2-cT4), nicht metastasierten Mammakarzinom behandelt. Appliziert wurden Epirubicin (90mg/m2) und Cyclophosphamid (600mg/m2), q2wx4, gefolgt von Docetaxel (100/75mg/m2), q2wx4. Die ersten Pt. (G1; n=19) zeigten gehäuft unter Docetaxelapplikation ein Hand-Fuß-Syndrom Grad 3 (NCI-CTG-Kriterien), so dass eine Dosisreduktion von 100mg/m2 auf 75mg/m2 für die weiteren Pt. (G2, n=73) erforderlich wurde. Eine klinische und sonographische Verlaufskontrolle des Tumoransprechens erfolgte nach jeweils zwei Chemotherapiezyklen. Nach abgeschlossener zytostatischer Therapie und operativer Sanierung erfolgte die Korrelation des pathologischen Tumoransprechens mit den immunhistochemischen Eigenschaften (Hormonrezeptorstatus, Her2neu-Expression und der Proliferationsrate Ki67) des Mammakarzinoms. Zur Bestimmung der Her2neu-Expression wurde ggf. vor Beginn der PST ein FISH-Test durchgeführt.

Ergebnisse: In dem Gesamtkollektiv (G1+G2; n=92) zeigten 24/92 Pt. (26,1%) eine pathologische Komplettremission (pCR), 36/92 (39,1%) eine partielle Remission, 17/92 (18,5%) eine minimal response, 13/92 (14,1%) eine stable disease, bei 2/92 Pt. (2,2%) kam es zu einer Progredienz.

Insgesamt waren 30/92 (32,6%) Mammakarzinome hormonrezeptornegativ, Her2neu wurde von 24/92 (26,1%) überexprimiert und Ki67 war bei 44/92 (47,8%) auf ≥20% erhöht. Immunhistochemisch wiesen 14/30 (46,7%) der hormonrezeptornegativen und nur 10/62 (16,1%) der hormonrezeptorpositiven Karzinome eine pCR auf (p=0,002). Bei 17/44 (38,6%) der Mammakarzinome mit erhöhtem Ki67 (≥20%) kam es zu einer pCR – hingegen zeigten nur 7/48 (14,6%) der Mammakarzinome ohne erhöhten Proliferationsmarker eine pCR (p=0,001) auf. Bei 6/24 (25%) der Her2neu überexprimierenden Mammakarzinome und 18/68 (26,9%) der Her2neu-negativen Karzinome kam es zu einer pCR (p=0,85).

Diskussion: In mehreren großen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass es bei hormonrezeptornegativen drei- bis viermal häufiger zu einer pCR kommt als bei hormonrezeptorpositiven Mammakarzinomen. Diese Ergebnisse wurden in der vorliegenden Untersuchung bestätigt: Bei den hormonrezeptornegativen Mammakarzinomen kam es, verglichen mit den hormonrezeptorpositiven Karzinomen, signifikant häufiger zu einer pCR. Ebenfalls konnte ein signifikanter Unterschied für die Rate an pCR zugunsten der Gruppe mit erhöhtem Proliferationsmarker Ki67 (≥20%) nachgewiesen werden. Der Her2neu-Status zeigte in diesem Kollektiv keinen Einfluss auf das Remissionsverhalten. Aufgrund dieser Ergebnisse scheint insbesondere für die prognostisch ungünstige, rezeptornegative Subgruppe die neoadjuvante Chemotherapie des lokal fortgeschrittenen Mammakarzinoms geeignet zu sein.