Zentralbl Gynakol 2006; 128 - FV3_9
DOI: 10.1055/s-2006-944460

Sanieren wir in der Laparoskopie bei Sterilitätspatientinnen mit niedriggradiger Endometriose die Befunde umsonst oder zurecht?

M Valter 1, I Möller 1, T Schmidt 1, P Mallmann 1
  • 1Köln

Fragestellung: In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob eine operative laparoskopische Sanierung bei Patientinnen mit leichter Endometriose und Sterilität zu einer Steigerung der Fertilität führt.

Methodik: Methodisch wurden 69 Sterilitätspatientinnen der Univ.-FK Köln aus den Jahren 2002 und 2003 mit (35) und ohne (34) niedriggradige Endometriose laparoskopiert, gegebenenfalls operativ saniert und anschließend ein Jahr lang nachverfolgt. Die beiden Gruppen unterschieden sich weder in ihrem Alter, der Dauer der Sterilitätsanamnese, der Art der Sterilität, dem BMI, den abdominalen Voroperationen, dem Partner-Spermiogramm noch in der Tubenfunktion signifikant voneinander.

Ergebnisse: Es ergaben sich insgesamt 33 erfolgreich verlaufende Schwangerschaften, das entspricht einer Quote von 48%. In der Endometriosegruppe kam es zu 18 Geburten (51,4%), in der Vergleichsgruppe entbanden 15 Frauen erfolgreich (44,1%). Dieser Unterschied war nicht signifikant.

Hinsichtlich der oben genannten Parameter zeigten sich weiterhin keine signifikanten Unterschiede in der Endometriosegruppe bzw. der Vergleichsgruppe zwischen den anschließend Mutter gewordenen und den kinderlos gebliebenen Patientinnen. Lediglich ein Alter über 35 Jahre und eine Sterilitätsdauer über 55 Monaten im Vorfeld der Laparoskopie repräsentierten mäßige Hemmnisse für ein „take home baby“.

Nur einige Patientinnen des Vergleichskollektivs der vorliegenden Arbeit erhielten unter der Laparoskopie kleinere korrigierende Maßnahmen, z.B. die Lösung leichter Adhäsionen nach Appendektomie, die Entfernung einer Tubenhydatide oder Ähnliches. Auch bei den Endometriosepatientinnen fanden derart kleinere Eingriffe neben der eigentlichen Beseitigung der Endometrioseherde statt. Dies unterhält die Frage, ob es wirklich die Entfernung der Endometrioseherde ist, welche die in einigen Studien propagierte erhöhte Schwangerschaftsrate nach einer operativen Laparoskopie ermöglicht, oder ob weiterhin andere Faktoren (mit) ausschlaggebend sind.

Die hohe Zahl der erreichten erfolgreichen Schwangerschaften in der vorliegenden Untersuchung wurde durch assistierte Reproduktionsmethoden begünstigt. Deren Erfolg und die Art der Methode unterschieden sich aber in beiden Gruppen nicht signifikant.

Bemerkenswerterweise konnten Schmerzsymptomatiken von Endometriosepatientinnen durch die operative Laparoskopie signifikant verbessert werden, während in der Vergleichsgruppe schmerzhafte Beschwerden mehr oder weniger unverändert blieben.

Interpretation: Schlussfolgernd verkörpert die laparoskopische Sanierung niedriggradiger Endometrioseherde keine Fertilitäts-, wohl aber eine lebensqualitätsverbessernde Maßnahme. Ferner darf die Hypothese aufgestellt werden, dass die frühe Entfernung von kleineren Endometrioseherden die Entwicklung zu einer schweren, z.T. massiv das Wohlbefinden beeinträchtigenden Endometriose zumindest verzögern könnte.