Zentralbl Gynakol 2006; 128 - FV2_4
DOI: 10.1055/s-2006-944446

Ist die Dilatation von eventerierten Darmschlingen bei Foeten mit Gastroschisis ein Parameter für geburtshilfliche Entscheidungen?

J Heinig 1, R Schmitz 1, W Klockenbusch 1, A Ahrens 1, L Kiesel 1, J Steinhard 1
  • 1Münster

Einleitung: Durch die Fortschritte in der neonatologischen Intensivmedizin hat die Gastroschisis heute postnatal eine günstige Prognose. Mehre Studien zeigen aber eine hohe pränatale Mortalität im dritten Trimenon bis zu 12%. Eine Kompression der Nabelschnurgefäße durch dilatierte Darmschlingen ist ein möglicher Pathomechanismus. Es gibt in der internationalen Literatur derzeit keine Definition für die Diagnose einer Dilatation von eventerierten Darmschlingen und auch keine longitudinalen Untersuchungen zum Weiten von Darmschlingen bei Foeten mit Gastroschisis.

Material und Methoden: Bei 14 Foeten mit isolierter Gastroschisis mit isolierter Eventeration von Darmanteilen wurde der externe Durchmesser der eventerierten Dünndarmschlingen und die Dicke der Darmwand im 2. und 3. Trimenon retro- und prospektiv longitudinal über den Schwangerschaftsverlauf untersucht und mit dem Schwangerschaftsausgang korreliert.

Ergebnisse: Sowohl die Dicke der Darmwand als auch der externen Durchmesser der eventerierten Dünndarmschlingen zeigen im Schwangerschaftsverlauf eine Zunahme.

Es gibt eine schwache Korrelation zwischen der Dicke der Darmwand und dem externen Durchmesser der eventerierten Dünndarmschlingen. Foeten im dritten Trimenon mit einem externem Durchmesser von eventerierten Dünndarmschlingen über 25mm haben ein erhöhtes Risiko für eine vorzeitige Entbindung wegen fetaler Asphyxie oder einen kurzfristigen IUFT. Durch die statistische Auswertung wurden für das zweite und dritte Trimenon Referenzkurven entwickelt.

Schlussfolgerung: Die Messung des externen Durchmessers von eventerierten Dünndarmschlingen bei Foeten mit Gastroschisis sollte Bestandteil der pränatalen Überwachung sein. Bei Foeten im dritten Trimenon mit einem externen Durchmesser von eventerierten Dünndarmschlingen über 25mm sollte eine intensive Überwachung oder kurzfristige Entbindung erfolgen. Die Ergebnisse dieser Studie müssen an Untersuchungen an größeren Patientenzahlen überprüft werden.