Zentralbl Gynakol 2006; 128 - FV2_1
DOI: 10.1055/s-2006-944443

Fetoskopischer Trachealballonverschluss ab der 30. Schwangerschaftswoche erlaubt lebensrettendes Aufholwachstum der Lungen bei Feten mit schwersten Zwerchfellhernien

T Kohl 1, U Gembruch 1, I Wennigmann 1, K Tchatcheva 1, M Weigel 2, W Neff 2, S Loff 2, M Krapp 3, P Van de Vondel 1, T Schaible 2
  • 1Bonn
  • 2Mannheim
  • 3Lübeck

Hintergrund: Ziel der vorliegenden prospektiven kontrollierten nicht randomisierten Studie ist es, die Effekti-vität des fetoskopischen Trachealballonverschlusses bei Feten mit lebensbedrohlichen Zwerchfellhernien ab der 30. Schwangerschaftswoche zu untersuchen. Die Verschiebung des Eingriffs auf ein fortgeschrittenes Gestationsalter soll helfen, eine frühe Frühgeburt nach Fetalchirurgie von vorn herein zu vermeiden, und soll so ermöglichen, nachgeburtlich alle etablierten intensivmedizinischen Maßnahmen, inclusive ECMO-Therapie, anbieten zu können.

Patienten und Methoden: Bei 8 Feten mit lebensbedrohlichen Zwerchfellhernien (2 rechts, 6 links; alle „liver-up“ mit lung-to-head ratio <1) wurde zwischen der 29+0 und 32+4 Schwangerschaftswoche ein fetoskopischer Trachealballonverschluss durchgeführt. Im gleichen Zeitraum wurden 6 weitere Feten, welche die Eingangskriterien für den vorgeburtlichen Eingriff erfüllten, dieser aber von den Eltern abgelehnt wurde, nachgeburtlich weiter verfolgt. Diese Feten dienten als Kontrollen. Primäre Untersuchungsvariablen waren Überleben bis zum Zwerchfellverschluss sowie maternale und fetale Komplikationen des vorgeburtlichen Eingriffs.

Ergebnisse: Sechs von acht Feten (75%) der Behandlungsgruppe überlebten bis zum Zwerchfellverschluss. Vier von ihnen sind inzwischen zu Hause. Während maternal in einem Fall eine interventionsbedürftige Blutungskomplikation beobachtet wurde, verliefen alle Eingriffe für die Feten komplikationslos. In der Kontrollgruppe überlebten zwei der sechs Feten (33%) bis zur Entlassung.

Schlussfolgerungen: Im Vergleich zu vorgeburtlich nicht operierten Feten mit lebensbedrohlichen Zwerchfellhernien verbessert ein ab der 30. Schwangerschaftswoche durchgeführter fetoskopischer Trachealballonverschluss die nachgeburtliche Überlebensrate. Die späte Durchführung des Eingriffs hat den großen Vorteil, die nach Fetalchirurgie regelmäßig beobachtete Frühgeburt auf ein so weit fortgeschrittenes Gestationsalter zu verschieben, dass nachgeburtlich alle etablierten intensivmedizinischen Maßnahmen, inclusive ECMO-Therapie, angeboten werden können.