Zentralbl Gynakol 2006; 128 - FV1_7
DOI: 10.1055/s-2006-944439

Akzeptanz von prophylaktischen Operationen bei Frauen aus Familien mit erblichem Mamma- und Ovarialkarzinom im Zentrum Düsseldorf

C Nestle-Krämling 1, K Anusic 1, E Langer 1, G terBalkt 1, G Timm 1, D Niederacher 1, HG Bender 1
  • 1Düsseldorf

Einleitung: Bei Frauen mit hohem Erkrankungsrisiko bzw. einer nachgewiesenen Mutation in einem der Brustkrebsgene BRCA1/2 ermöglicht die prophylaktische bilaterale Mastektomie und/oder Adnexektomie eine Risikosenkung für eine Mammakarzinom- bzw. Ovarialkarzinomerkrankung um ca. 95%. Aufgrund der im Zusammenhang mit solchen Eingriffen erwarteten physischen wie psychischen Einschränkungen entscheiden sich nur wenige Frauen aus Risikofamilien zu diesem Schritt. Die Mehrzahl wählt eine intensivierte Früherkennung, wie sie seit 2005 an den deutschen Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs durchgeführt und von den Krankenkassen getragen wird.

Methoden: 126 Frauen mit abgeschlossener BRCA-Genanalyse beantworteten einen zugesandten Fragebogen. Gefragt wurde nach Gründen für Durchführung oder Ablehnung prophylaktischer Operationen, nach Art der Operation inklusive Brustrekonstruktionen, Komplikationen und Reoperationen sowie nach persönlicher Einstellung, Erfahrung und Zufriedenheit nach prophylaktischer Chirurgie. Im untersuchten Kollektiv waren 23% der Frauen Mutationsträgerinnen, 38% hatten bereits ein Mammakarzinom. Alle Frauen waren zwischen 1994 und 2003 am Zentrum Düsseldorf interdisziplinär beraten worden. Demgegenüber waren die prophylaktischen Operationen an unterschiedlichen gynäkologischen oder plastisch-chirurgischen Abteilungen erfolgt.

Ergebnisse: 11% der Frauen hatten eine prophylaktische Mastektomie, 16% eine Adnexektomie und 8% beide Eingriffe durchführen lassen. Nach erfolgter prophylaktischer Mastektomie (n=24) gaben 6 Frauen (25%) an, Schmerzen oder Beschwerden zu haben. Mit dem ästhetischen Ergebnis nach prophylaktischer Mastektomie waren 65% der Frauen zufrieden. Postoperative Komplikationen und Reoperationen korrelierten mit einem unbefriedigenden ästhetischen Ergebnis. Nur eine Patientin berichtete über eine Verschlechterung der Partnerschaft und dass sie den Eingriff bereue (4,2%). Der mit 58% am häufigsten genannte Grund, sich gegen eine prophylaktische Operation zu entscheiden, war ein ausgeprägtes Vertrauen in die intensivierte Früherkennung sowie von jeweils ca. 44% genannt, der Wunsch, sich keiner zusätzlichen psychischen und physischen Belastung auszusetzen.

Diskussion: Insgesamt liegt die Rate an prophylaktischen Operationen mit 35% im untersuchten Kollektiv sowohl im deutschen als auch im internationalen Vergleich relativ hoch. Nach erfolgter prophylaktischer Chirurgie besteht ein hohes Maß an Zufriedenheit, was u.a. auf eine extensive präoperative Aufklärung und eine obligat vorgesehene psychologische Beratung zurückgeführt werden kann. Die Rate von 35% Frauen, die mit dem ästhetischen Ergebnis nach prophylaktischer Mastektomie nicht zufrieden waren, liegt in der internationalen Literatur vergleichbar hoch und korreliert mit dem Auftreten von Komplikationen. Hier kann nur die konsequente Durchführung dieser Operationen an entsprechend erfahrenen Zentren empfohlen werden. Die prophylaktische Adnexektomie war aus Sicht der Frauen erwartungsgemäß unproblematischer.