Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A377
DOI: 10.1055/s-2006-944102

Inzidenz sowie Begleitfaktoren schwerer Hypoglykämien bei Diabetes mellitus – versorgungsepidemiologischen Daten des Diabetes-TÜV der Deutschen BKK

A Sämann 1, N Müller 1, C Kloos 1, T Tschauner 2, UA Müller 1
  • 1Klinik Innere Medizin III, Endokrinologie & Stoffwechsel, Jena, Germany
  • 2Deutsche BKK, Wolfsburg, Germany

Ziel: Die schwere Hypoglykämie (SH) zählt zu den gefährlichsten Akutkomplikationen der Therapie des Diabetes mellitus. Inzidenzdaten auf Bevölkerungsebene sind in Deutschland kaum verfügbar. Analyse von SH einer repräsentativen versorgungsepidemiologischen Untersuchung auf Bevölkerungsebene.

Methodik: Zwischen 7/2000 und 7/2004 wurden in 351 niedersächsischen Arztpraxen Behandlungsdaten im Rahmen des Diabetes-TÜV der Deutschen BKK erhoben. Analyse der Daten hinsichtlich Inzidenz sowie Begleitfaktoren von SH. 5579 standardisierte Datensätze von 4869 Patienten erhoben.

Ergebnisse: Mittelwerte des Gesamtkollektives: Alter 65,2Jahre (SD11,5); Frauen 44%; Zeit seit Diabetesdiagnose 8,8Jahre (SD8,2), DCCT adj. HbA1c 6,6% (SD1,3); BMI 29,7kg/m2 (SD5,2) Insulintherapie 31,9%; Dauer der Insulintherapie 6,7Jahre (SD8,4), Typ 1 Diabetes 7,5%, RR 141,2/80,9mmHg (SD 19,3/10). Mittelwerte von 14 Patienten mit einer und 6 Patienten mit 2 schweren Hypoglykämien in den letzten 12 Monaten: Alter 66Jahre (SD15); Frauen 55%; Zeit seit Diabetesdiagnose 13,8Jahre (SD9,9), DCCT adj. HbA1c 6,1% (SD1,2); BMI 27,1kg/m2 (SD3,1) Insulintherapie 75%; Dauer der Insulintherapie 10,1Jahre (SD8,1), Typ 1 Diabetes 30%, RR 140,3/79,2mmHg (SD 17,6/10,5). Inzidenz SH bei Typ 1 Diabetes: 0,02 SH pro Patientenjahr; Typ 2 Diabetes mit Insulin: 0,01 SH pro Patientenjahr, Typ 2 Diabetes ohne Insulin: 0,002 SH pro Patientenjahr.

Schlussfolgerung: SH sind unabhängig von der Therapieform und trotz exzellenter Stoffwechselkontrolle sehr seltene Ereignisse auf primärärztlicher Versorgungsebene. Die SH-Inzidenz in den Einrichtungen der AKD liegt 10fach höher, da es sich um selektierte Risikopopulationen handelt. Der Wechsel der Therapieform oder Medikamente zur Prophylaxe von SH erscheint nicht sinnvoll.