Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A375
DOI: 10.1055/s-2006-944100

Hypoglykämiewahrnehmungsschwelle und diabetesbezogenes Wissen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus

R Schiel 1, G Kramer 1, E Ahrendt 1, W Beltschikow 1, T Perenthaler 1, K Felix 1
  • 1Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany

Eine Hypoglykämiewahrnehumgsschwelle zu kennen, kann das Auftreten schwerer Hypoglykämien vermeiden. Ziel der Untersuchung war die Erfassung von Hypo.-Schwellen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus und die Untersuchung möglicher Assoziationen.

Methoden: Alle Patienten (n=174, Alter 13,2±6,2J., Diabetedauer 4,6±4,1J., BMI 20,6±4,3kg/m2, HbA1c 7,8±1,2% [DCA 2000; NB 4,0–6,4%], Strategie der Insulintherapie: ICT n=136 [78%], CSII n=29 [17%], CIT n=9 [5%]), die 01–12/2005 aufgenommen worden waren, wurden untersucht. Die Hypo.-Schwelle und das diabetesbezogene Wissen wurden bei Aufnahme mit standard. Fragebögen erfasst.

Ergebnisse: 139/174 Patienten (80%) berichteten, dass sie Hypoglykämien spürten. Die Symptome waren bei 92 Kindern (66%) Zittern, bei 52 (37%) Schwitzen, bei 44 (32%) Unruhe, bei 37 (27%) Heißhunger und 82 (60%) berichteten über andere Symptome wie weiche Knie, Schwäche, Herzrasen, Kopfschmerzen etc. 86/174 Kinder (49%) konnten eine Hypo.-Schwelle benennen. Sie lag bei 3,4±0,7 mmol/l. Beim Vergleich der Kinder die eine Hypo.-Schwelle benennen konnten mit Patienten, die keine benennen konnten, zeigten sich keine Unterschiede hinsichtl. Alter (13,6±5,1 vs. 12,9±7,4J., p=0,45), Diabetesdauer (4,7±4,4 vs. 4,5±3,8J., p=0,70), HbA1c (7,8±1,3 vs. 7,9±1,2%, p=0,49), Häufigkeit schwerer Hypoglykämien (0 vs. 3, p=0,14) oder der Häufigkeit von Blutglukoseselbstkontrollen (38,3±7,8 vs. 36,7±8,1/Woche, p=0,17). Patienten, die eine Hypo.-Schwelle benennen konnten, hatten allerdings ein besseres diabetesbezogenes Wissen (19,2±4,3 vs. 17,1±4,7 Punkte, p=0,009). In der multivariaten Analyse (R-square=0,102) zeigten das diabetesbezogene Wissen (ß=0,312, p<0,001) und die Anzahl der Blutglukoseselbstkontrollen (ß=0,105, p=0,048) Assoziatzionen zur Hypo.-Schwelle.

Schlussfolgerungen: Mehr als 2/3 der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes spüren ihre Hypoglykämien. Die häufigsten Symptome sind Zittern, Schwitzen. Aber nur die Hälfte der Kinder können auch eine Wahrnehmungsschwelle benennen. Gutes Wissen, häufige Selbstkontrollen sind Voraussetzung.