Ziel der vorliegenden retrospektiven Beobachtungsstudie über 12 Monate war die Suche
nach einer optimalen basalen Insulinversorgung durch Kombination mehrerer Verzögerungsinsuline
bei Typ-1-Diabetikern mit langer Diabetesdauer, unbefriedigender Glykämie unter Anwendung
von ausschließlich Glargin bzw. NPH-Insulin und mit Unwillen bzw. Kontraindikationen
bezüglich der CSII.
Bei 19 Typ-1-Diabetikern (15w/4m), mittleres Alter 34,5+15,2 Jahre, Diabetesdauer
16,9+8,7 Jahre, BMI: 24,0+3,5kg/m2, mit unbefriedigendem HbA1c von 8,2+1,4% unter
der ICT mit Normalinsulin/NPH bzw. Analoginsulin/NPH wurde nach strukturierter Schulung
eine erste Optimierung der Insulintherapie vorgenommen. Nach dieser Umstellung wiesen
42% eine Therapie mit Normalinsulin/1–2 x NPH, 21% eine Therapie mit Normalinsulin/1–2
x NPH/nachts Semilente und 37% eine Therapie mit Analoginsulin/Glargin auf. Die Glykämie
verbesserte sich nicht signifikant auf einen HbA1c von 8,1+1,1%. Weiterhin traten
erhöhter Nüchternblutzuckerwerte von 6,4–14,1 mmol/l (115–254mg/dl) auf.
Die weitere Optimierung der Therapie durch Kombination von verschiedenen basalen Insulinen
brachte die besten Resultate für eine abendliche Injektion von Semilente und morgendlicher
Injektion von Glargin. Über den Zeitraum von 12 Monaten sank der mittlere HbA1c-Wert
um 1,1% auf 7,1+0,4%. Die Nüchternblutzuckerwerte lagen zwischen 4,6 mmol/l (83mg/dl)
und 8,1 mmol/l (146mg/dl). Die Rate schwerer Hypoglykämien sank von 0,63 pro Patientenjahr
auf Null. Leichte Hypoglykämien verringerten sich von 232 auf 126 pro Patientenjahr.
Die basale Kombination von Glargin und Semilente ist eine erfolgreiche Option insbesondere
bei Typ-1-Diabetikern mit langer Diabetesdauer, die sich weder mit ausschließlich
einem basalen Insulin erfolgreich einstellen lassen, noch eine Insulinpumpe wünschen.
Das zeigt, dass mit der Marktrücknahme von Semilente in der Zukunft eine wichtige
therapeutische Möglichkeit verloren geht, die auch durch Insulin Detemir, bedingt
durch ein anderes Wirkprofil, nicht ersetzt wird.