Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A330
DOI: 10.1055/s-2006-944055

Neuroradiologische Bildgebung des Hungers. Eine MRT-Studie der zentralen Verarbeitung von Hunger-Stimuli

S Falk 1, R Pliquett 1, S Zysset 2, Y Cramon 2, M Stumvoll 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Med. Klinik III, Leipzig, Germany
  • 2Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig, Germany

Einleitung: Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr stellt eine Herausforderungen für das Gesundheitswesen dar. Neurophysiologische Mechanismen der Hungerregulation sind bisher nur bedingt verstanden.

Fragestellung: Darstellung und Modulation der zentralen Verarbeitung von visuell präsentierten Hungerstimuli mittels funktioneller Magnetresonanzuntersuchungen (fMRT).

Methodik: 12 normal-gesunde, männl. Nichtraucher (BMI <25) wurden 2 fMRT-Sitzungen unterzogen. Die Untersuchungen erfolgten je nach 24-stündiger Fastenperiode und nach reicher Mahlzeit. Visuelle Stimuli wurden präsentiert. Es wurde ein Blockdesign angewendet:

a) 15 Sekunden (s) schwarzer Bildschirm,

b) 45s Bilder v. Nahrungsmitteln oder handlichen, nicht-essbaren Gegenständen,

c) 30s Aufmerksamkeitstest (2-back-task). Die Nahrungs- und Gegenstandsbildern wurden in zufälliger Reihenfolge jeweils 10 x gezeigt. Statistische Auswertung der fMRT-Daten erfolgt mittels LIPSIA-Softwarepaket. Es beinhaltet Tools zur Vorverarbeitung, Registration, statistischer Evaluation und Datenpräsentation.

Ergebnisse: Regionen von Interesse (ROI): Ant. cingulated cortex (ACC), Gyrus frontalis sup. (BA 10, BA9), Insel.

Kontrast hungriger vs. gesättigter Zustand: Nur BA 9 zeigt signifik. Aktivitätsunterschiede (p=0,07)

Kontrast Nahrungsmittelbilder vs. Gegenstandsbilder: Alle ROI zeigen signifikante Aktivitätsunterschiede

Interaktion hungriger vs. gesättigter Zustand und Nahrungsmittelbildern vs. Gegenstandsbildern: ACC (P=0,05), BA 10 (p=0,94), BA 9 (p=0,5) zeigen signifik. Aktivitätsunterschiede

Schlussfolgerung: Die visuelle Präsentation von Hungerstimuli führt unabhängig vom Sättigungszustand zu einer Aktivierung von an der zentralen Hungerregulation beteiligten Hirnarealen (ACC, Insel, BA 10, BA) und bestätigt Literaturergebnisse. Die Intensität der Aktivierung wird durch den Sättigungszustand nur im Bereich des ACC und Gyrus frontalis superior moduliert, nicht aber im Insel-Bereich. Die Rolle des ACC und Gyrus frontalis sup. als zentr. Ort der Appetitregulation soll vertiefend untersucht werden.