Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A166
DOI: 10.1055/s-2006-943891

Epidemiologie von Langzeitkomplikationen bei Typ 2 Diabetes: Ergebnisse der ROSSO-Studie

S Martin 1, W Schramm 2, B Schneider 3, K Neeser 2, C Weber 2, L Heinemann 4, V Lodwig 2, H Kolb 1 WA Scherbaum 1, für die ROSSO Studiengruppe
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Deutsche Diabetes-Klinik, Düsseldorf, Germany
  • 2Institut für Medizinische Informatik und Biostatistik, Basel, Switzerland
  • 3Institut für Biometrie, Hannover, Germany
  • 4Profil Institut für Stoffwechselforschung, Neuss, Germany

Einleitung: Im Rahmen der ROSSO-Studie wurden in hausärztlichen und internistischen Praxen die Patientenverläufe von insgesamt 3268 im Mittel über 6,5 Jahre vom Zeitpunkt der Diabetesdiagnose retrospektiv erhoben. Diese Kohorte ermöglicht erstmals eine longitudinale Analyse von Diabetes-assoziierter Morbidität sowie der sich daraus ergebenden Kosten für das deutsche Gesundheitssystem.

Methodik: Von 192 zufällig ausgewählten Arztpraxen wurden anhand der Patientenakten die Krankheitsverläufe aller Patienten standardisiert erfasst, bei denen im Zeitraum 1995–1999 erstmals eine Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert wurde. Durch Monitore wurde die Vollständigkeit und Korrektheit der Daten überprüft. Für die Berechnung der Kosten wurden die direkten Kosten (u.a. Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, Interventionen, Medikamente) berücksichtigt. Bei den dargestellten Anaylsen wurden nur die in der GKV versicherten Patienten (97%) der ROSSO-Kohorte eingeschlossen.

Ergebnis: Zum Zeitpunkt der Diabetesdiagnose waren bei 22,6% der Patienten eine koronare Herzerkrankung, bei 15,7% eine Herzinsuffizienz und bei 6,2% eine periphere arterielle Verschlusskrankheit dokumentiert. Die Prävalenz mikrovaskulärer Erkrankungen lag zu diesem Zeitpunkt <0,5%. Im Beobachtungszeitraum von 6,5 Jahren traten bei 3,4% der Patienten Myokardinfarkte und bei 5,5% der Patienten ein Apoplex. auf. Mikrovaskulären Komplikationen waren in den ersten 6,5 Jahren nach Diabetesdiagnose vergleichsweise selten, eine Dialysebehandlung wurde bei 1,3% der Patienten durchgeführt, allen weiteren Endpunkte lagen <1%. Die Gesamtkosten lagen im ersten Jahr nach Diabetesdiagnosoe bei ca. 1500 und stiegen linear bis auf ca. 3.800 im 7. Jahr an. Der Kostenanstieg war hauptsächlich auf die Behandlung von diabetischen Komplikationen zurückzuführen.

Schlussfolgerung: Diese Analyse zeigt erstmals für Deutschland vom Zeitpunkt der Diagnose den Verlauf von schweren diabetischen Folgeerkrankungen und den sich daraus ergebenden Kosten. Dabei treten Myokardinfarkte fast doppelt so häufig wie Apoplexe auf.