Adipositas ist mit niedrigem Plasma VEGF assoziiert

Einleitung: Vascular endothelial growth factor (VEGF) steigert den Glucosetransport durch den Glucosetransporter (GLUT) 1 in Endothelzellen. Der Transport durch GLUT 1 bestimmt an der Blut-Hirn-Schranke die Hirnglucoseversorgung. VEGF kann über die Wirkung am GLUT 1 potentiell die Hirnglucose erhöhen. Niedrige Hirnglucose führt zu Nahrungsaufnahme und ist mit Adipositas assoziiert.

Ziele: Aufgrund der Rolle des VEGFs für die Hirnglucoseversorgung hypothetisierten wir, dass Adipositas mit einer verminderten Plasma VEGF Konzentration assoziiert ist.

Methodik: Wir untersuchten 15 Probanden mit Normalgewicht (BMI 23,2±0,8kg/m²) und 10 Probanden mit Adipositas (BMI 37,0±1,8kg/m²). Wir entnahmen in regelmäßigen Intervallen (12:00 bis 20:00 Uhr) Blut zur Bestimmung von Plasma VEGF, ACTH und Glucose sowie von Serum Cortisol, Leptin und Insulin.

Ergebnis: Die Plasma VEGF Konzentration bei den Probanden mit Adipositas war um 31% niedriger als bei den Probanden mit Normalgewicht (ANOVA für VEGF 21,3±2,0 pg/ml vs. 30,7±1,6 pg/ml; P=0,001). Dieser Befund wurde durch einen T-Test über die Einzelmesswerte (4/8: P<0,05) und eine Varianzanalyse für wiederholte Messungen (P=0,012) verifiziert. In der Regressionsanalyse war Plasma VEGF ein negativer Prädiktor für Adipositas (R=-0,021±0,01; P=0,049), Insulin hingegen ein positiver (R=0,022±0,007; P=0,006)(R2=0,51). Plasma VEGF wurde durch die Parameter Adipositas (R=-9,4±2,6; P=0,001) und ACTH-Abend-Konzentration (R=2,1±0,8; P=0,012) (R2=0,46) vorhergesagt. Alter, Geschlecht, Glucose und Cortisol hatten keinen Einfluss auf Adipositas oder VEGF.

Schlussfolgerung: Die Assoziation von Adipositas mit niedrigem Plasma VEGF passt zu der Hypothese, dass VEGF die Hirnglucoseversorgung erhöht und so das negative Feedback auf Nahrungsaufnahme und Körpergewicht verstärkt. Bei Adipositas scheint diese VEGF Wirkung vermindert zu sein. Aufgrund dieses Resultates sollte die Rolle von Plasma VEGF bei Adipositas weiter untersucht werden.