Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A104
DOI: 10.1055/s-2006-943829

Die Nicht-Alkoholische Steatohepatitis (NASH) bei adipösen Kindern und Jugendlichen – Prävalenz und Risikofaktoren. Ergebnisse aus der Adipositas Patienten Verlaufsbeobachtung (APV)

S Wiegand 1, A Dannemann 1, D L'Allemand 2, T Reinehr 3, R Holl 4
  • 1Charité Kinderklinik, Universitätsmedizin Berlin, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Berlin, Germany
  • 2Osterschweizer Kinderspital, St. Gallen, Switzerland
  • 3Universität Witten/Herdecke, Vestische Kinder- und Jugendklinik, Datteln, Germany
  • 4Universität Ulm, Abteilung Epidemiologie, Ulm, Germany

Einleitung: Über die Prävalenz und die Risikofaktoren für eine NASH im Kindes- und Jugendalter gibt es nur wenige Daten. Erhöhte Transaminasen bei adipösen Kindern und Jugendlichen weisen auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Fettleber oder einer NASH hin. Da die NASH primär asymptomatisch verläuft ist das Studienziel neben einer Prävalenzabschätzung die Erfassung möglicher Risikofaktoren.

Methodik: Durch APV werden seit 2002 Daten von adipösen Kindern und Jugendlichen aus ambulanten und stationären Betreuungsprogrammen im Rahmen einer bundesweiten epidemiologischen Forschung erfasst. Von 3083 adipösen Kindern und Jugendlichen lagen Daten über die Transaminasen vor. Die Verdachtsdiagnose NASH wurde bei einem Transaminasenwert >60 U/l (GOT und/oder GPT) gestellt. Einflussgrößen wurden sowohl in einer bivariaten als auch multivariaten Analyse ermittelt.

Ergebnis: Der Altersmedian der 3083 Kinder und Jugendlichen betrug 12,6 Jahre (46% Jungen, 54% Mädchen). Bei 208 Patienten wurde aufgrund der erhöhten Transaminasen die Verdachtsdiagnose NASH gestellt. Der Verdacht auf NASH zeigte sich signifikant häufiger sowohl bei älteren Kindern und Jugendlichen und Patienten mit einem höheren BMI-SDS-Wert, als auch gehäuft bei Jungen. War das LDL-Cholesterin erhöht, wurde ebenfalls signifikant häufiger die Verdachtsdiagnose NASH gestellt. In der logistischen Regression war der stärkste Einflussfaktor das Geschlecht. Jungen hatten ein 3,6-fach erhöhtes Risiko für die Verdachtsdiagnose NASH im Gegensatz zu Mädchen. Weiterhin erhöhte eine BMI-SDS-Zunahme (1 SD) das Risiko um das 2,9-fache und das Alter (plus 1 Jahr) das Risiko um das 1,13-fache. Die LDL-Cholesterinerhöhung (10mg/dl) lies das Risiko um das 1,01-fache steigen.

Schlussfolgerung: Eine NASH kann bereits bei adipösen Kindern und Jugendlichen beobachtet werden. Stark adipöse, männliche Jugendliche mit einer LDL-Cholesterin-Erhöhung stellen eine besondere Risikogruppe dar. Zur Basisdiagnostik der Adipositas im Kindes- und Jugendalter sollte daher unbedingt eine Transaminasen-Bestimmung gehören.