Pneumologie 2006; 60 - A22
DOI: 10.1055/s-2006-943014

Die Wirkung von Theophyllin auf die Residualschläfrigkeit bei OSAS-Patienten

A Büttner 1, KH Rühle 1
  • 1Klinik Ambrock, Klinik für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin, Universität Witten-Herdecke, Hagen

Einleitung: Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) leiden u.a. an Beeinträchtigungen der Daueraufmerksamkeit und der Vigilanz, die häufig trotz guter nCPAP-Einstellung und -Therapie nicht normalisiert werden können. Ziel dieser Studie war es, mithilfe des Fahrsimulators „carsim“ die Wirkung von Theophyllin auf die Daueraufmerksamkeit bei den Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS) zu untersuchen, die trotz kontinuierlicher CPAP-Therapie weiterhin unter diesen Defiziten leiden.

Methoden: Zunächst wurde bei 50 konsekutiven, untherapierten Patienten mit OSAS (Alter: 49,6±7,7; BMI: 30,1±5,9; Theophyllinspiegel: 11,8µg/ml±3,1µg/ml; AHI: 28,7/h±20,6/h; mittlere AH-Dauer: 49,8s±20,1s; SaO2min: 79,8%±7,7%) eine Polysomnographie nach den Kriterien der DGSM zur Diagnosestellung durchgeführt. Die Patienten berichteten über eine moderate Tagesschläfrigkeit (ESS-Score: 11,6±4,9) und eine Beeinträchtigung der Daueraufmerksamkeit.

Ein Jahr später untersuchten wir aus dieser Stichprobe die Patienten erneut, die trotz guter nCPAP-Therapie weiterhin an einer Residualtagessymptomatik, insbesondere unter reduzierter Daueraufmerksamkeit, litten (Alter: 52,6±7,9; Theophyllinspiegel: 11,7µg/ml±7,8µg/ml; BMI: 36,2±10,4; AHI: 4,8/h±2,8/h; mittlere AH-Dauer: 36,4s±33,0s; SaO2min: 83,3%±10,7%; ESS-Score: 6,7±3,7).

Versuchsablauf: Randomisiert cross-over wurden die OSAS-Patienten – sowohl in der Pilot- als auch in der Hauptstudie – mit Placebo (leere Steckkapseln) oder Theophyllin (Bronchoretard 6mg pro kg Körpergewicht) behandelt. An zwei Tagen (nach vier Halbwertszeiten) wurde jeweils morgens und mittags ein retardiertes Theophyllinpräparat bzw. Placebo eingenommen. Das Ziel war, einen Theophyllinspiegel von >10µg/ml zu erreichen. Die Daueraufmerksamkeitsmessungen mittels Carsim wurden jeweils um 16:00 Uhr durchgeführt und fanden in einem dunklen, schallisoliertem Raum statt.

Ergebnisse: Zur Überprüfung der Daueraufmerksamkeit unter Theophyllin wurden die Spurabweichungen von Carsim ausgewertet. Unter Theophyllingabe verbesserte sich bei 34/50 der bisher unbehandelten Patienten die Daueraufmerksamkeit. Die Zeitdauer der Spurabweichungen lag unter Placebo bei 50,9±107,8 sek. und fiel signifikant unter Theophyllin auf 22,1±52,3 sek. (T-Wert=2,285; p<0,027*).

Im zweiten Teil der Studie wurde derselbe Parameter ausgewertet. Bei 9/9 Patienten verbesserte sich unter Theophyllin die Daueraufmerksamkeit. Unter Placebo ergab sich dabei eine Spurabweichungszeitdauer von 119,4±23,6 sek.. Unter Theophyllin fiel sie signifikant auf 7,8±9,9 sek. (T-Wert= 15,59; p<0,001***).

Diskussion: Schlussfolgernd kann man somit festhalten, dass die Gabe von Theophyllin zu einer signifikanten Verbesserung der Daueraufmerksamkeit führt. Es wäre somit denkbar, Theophyllin als zusätzlich einzusetzendes Wirkprinzip bei den Patienten einzusetzen, die trotz nCPAP-Therapie eine eingeschränkte Daueraufmerksamkeit aufweisen. Eine alleinige Theophyllingabe ist allerdings nicht zu empfehlen, da die nCPAP-Therapie die kausale Therapie zur Beseitigung der obstruktiven Ereignisse darstellt und in den meisten Fällen bereits zu einer Normalisierung der Schlafarchitektur und ihrer Neben-/Folgeerscheinungen führt.