Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1: 237-242
DOI: 10.1055/s-2006-941470
DDG Praxis-Leitlinie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diabetes im Alter

C. Hader1 , R. Gräf-Gruß1
  • 1Elisabeth Krankenhaus, Kliniken St. Antonius, Velbert Neviges
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Erstveröffentlichung 5/2006

Publication Date:
14 June 2006 (online)

Epidemiologie

Die Zahl der älteren Menschen mit Diabetes mellitus steigt. Mehr als 50 % aller Diabetiker in Deutschland sind älter als 65 Jahre. Neuere Daten weisen auf eine Diabetesprävalenz zwischen 16 und 23 % bei über 65-jährigen Menschen in Deutschland hin. In Pflegeheimen liegt die Häufigkeit in der Regel knapp über 25 %.

Diabetes und Alter

In der Betreuung dieser größer werdenden Patientengruppe spielen

  1. altersabhängige,

  2. krankheitsspezifische und

  3. alterspezifische Aspekte

eine wesentliche Rolle. Eine nur an den biologischen Stoffwechsel- und Kreislaufparametern orientierte Diagnostik und Therapie kann für den betagten Patienten nicht ausreichend sein. Neben der sonst üblichen leitliniengerechten Behandlung des Diabetes müssen zur adäquaten Betreuung dieser Gruppe verstärkt auch Fragen der Funktionalität, Aspekte der Lebensqualität und das Patienten- und Angehörigenvotum Berücksichtigung finden. Oft ist eine Kooperation mehrerer Berufsgruppen für eine gute Behandlung erforderlich.

Therapieziele

Die Behandlung älterer Menschen mit Diabetes basiert auf der individuellen Festlegung von Therapiezielen (s. Praxistools, Abb. [1]). Vor der Behandlung sind gemeinsam mit dem Patienten, den Angehörigen und Betreuern Therapieziele festzulegen, auch wenn sie der Patient selbst nicht mehr formulieren kann (so genannter informed consense). Dies kann bei Älteren und Betagten auch einen Therapieabbruch oder eine Therapieverweigerung bedeuten.

PRAXISTOOL (s. Anhang)→ Abb. [1]: Therapieziele unter Berücksichtigung besonderer Aspekte bei der Behandlung älterer Menschen mitDiabetes

Einteilung

Neben der Therapie der Hyperglykämie und ihrer Folgeerkrankungen zielt die Diabetesbehandlung bei älteren Menschen auch auf eine

  • Besserung vorhandener geriatrischer Syndrome bzw. deren Prophylaxe,

  • Besserung der Selbsthilfefähigkeit und auf eine

  • Steigerung der Lebensqualität.

Es wurde versucht, ältere Menschen auf der Grundlage eines diabetologischen und geriatrischen Assessments in drei Gruppen einzuteilen (s. Praxistools, Abb. [2]).

  1. Patienten mit gutem funktionellem Status. Hier steht die Therapie des Diabetes mellitus im Vordergrund.

  2. Patienten mit eingeschränktem funktionellen Status (Polymorbidität) und metabolischem Syndrom. Hier steht die Therapie makrovaskulärer Komplikationen im Vordergrund

  3. Patienten mit schlechtem funktionellem Status (Multimorbidität). Hier steht die funktionelle Therapie geriatrischer Syndrome im Vordergrund.

PRAXISTOOL (s. Anhang)→ Abb. [2]: Differenzierung der Behandlung bei älteren Menschen - individualisierte Therapie

1 bes. bei syst. Hypertonie

Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Vorsitzender der Leitlinienkommission DDG

Deutsche Diabetes-Klinik

Deutsches Diabetes-Zentrum

Leibniz-Zentrum für Diabetesforschung an der Heinrich-Heine Universität

WHO Collaborating Centre for Diabetes

European Training Centre in Endocrinology & Metabolism

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