Rofo 2006; 178 - FO_PO_8
DOI: 10.1055/s-2006-941160

Massive zerebrale Luftembolie nach CT-gesteuerter Lungenbiopsie

IM Timpert 1, K Steinke 1
  • 1Universitätsspital Basel, Diagnostische Radiologie, Basel

Einleitung:

Die bei unklaren Lungenherden zur histologischen Diagnosesicherung etablierte Computertomographisch (CT)-gesteuerte Nadelbiopsie birgt potentielle Risiken, die von der selbstlimitierenden Blutung bis zur letalen arteriellen Luftembolien reichen.

Methoden:

Fallbericht: Im Rahmen einer CT-gesteuerten Punktion eines parahilär intrapulmonal gelegenen Rundherdes bei einem 71-jährigen Patienten kam es periinterventionell zu einer bildlich vollständig dokumentierten massiven, zerebralen Luftembolie mit konsekutiv rechtshemisphärischem Hirninfarkt.

Ergebnis:

Bei der initial komplikationslosen CT-gesteuerten Lungenbiopsie hustete der Patient unvermittelt, verdrehte die Augen, wurde bewusstlos und dyspnoeisch mit SaO2-Abfällen auf 75–80%. Nach Intubation zeigte die CT parenchymatöse Einblutungen entlang des Stichkanals, einen Luft-Flüssigkeitsspiegel in der Aorta ascendens und zerebrale Luftembolie im Versorgungsgebiet der A. carotis interna rechts mit Nachweis multipler Luftblasen hochfrontoparietal und occipital rechts entlang der Sulci. Der Patient wurde unverzüglich in eine Überdruckkammer zur hyperbaren Sauerstofftherapie (HBT) verlegt. Im Verlauf persistierte nach Extubation ein sensomotorisches Hemisyndrom links.

Diskussion:

Die arterielle Luftembolie stellt eine seltene, schwerwiegende Komplikation der CT-gesteuerten Lungenbiopsie dar. Vor jeder Punktion sollte eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung sowie eine detaillierte Aufklärung und Instruktion des Patienten erfolgen.

Pathophysiologisch liegen der arteriellen Luftembolie die direkte Punktion eines Gefäßes mit Luftinsufflation oder die Herstellung einer bronchovenösen Fistel mit Eindringen von intraalveolärer Luft in das Gefäßystem zugrunde. Intraalveoläre Druckerhöhung durch Husten, Valsalvamanöver oder Überdruckbeatmung begünstigen diesen Mechanismus. Die Luft kann direkt arteriell streuen, aus einer Lungenarterie in den pulmonalvenösen Kreislaufs gelangen, direkt aus einer Lungenvene via Aorta oder aus einer peripheren Vene über ein offenes Foramen ovale embolisieren. Die therapeutischen Sofortmassnahmen bestehen aus 100% O2-Beatmung, supportiven Massnahmen und schnellstmöglicher HBT zur Reduktion der Gasbläschen-Größe, verbesserten O2-Abgabe ins Blut/Diffusion von O2 ins Gewebe und antiödematösen Therapie mit dem Ziel der Infarktgrößenreduktion.

Lernziele:

Aufzeigen der Komplikationen der CT-gesteuerten Lungenbiopsie.

Notfalltherapie der arteriellen Luftembolie.

Korrespondierender Autor: Timpert IM

Universitätsspital Basel, Diagnostische Radiologie, Petersgraben 4, 4031, Basel

E-Mail: timpertk@uhbs.ch