Rofo 2006; 178 - WS_102_2
DOI: 10.1055/s-2006-940288

MRT und MR-Spektroskopie der Prostata

HP Schlemmer 1
  • 1Radiologische Klinik, Radiologische Diagnostik, Tübingen

Das Prostatakarzinom ist in den westlichen Ländern die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes und stellt nach dem Bronchialkarzinom die zweithäufigste zum Tode führende Tumorerkrankung dar. Die Einführung des PSA-Serumtests zu Beginn der 80'er Jahre hat die Frühdiagnose entscheidend verbessert, jedoch verbleiben erhebliche diagnostische Unsicherheiten bei intermediär erhöhten PSA-Werten, die auch im Zusammenhang mit der häufig vorkommende benignen Prostatahyperplasie sowie Prostatitis stehen können. Das individuelle therapeutische Vorgehen nach bioptischer Diagnosesicherung orientiert sich an dem Alter des Patienten, dem PSA-Wert, dem pathologischen Grading nach Prostata-Biopsie (Gleason-Score) und insbesondere am Grad der lokalen Tumorausbreitung (Staging), was gerade für die individuelle Indikationsstellung hinsichtlich radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie von entscheidender Bedeutung ist.

Die Magnetresonanz-Tomographie mit kombinierter Endorektal- und Body-Phased-Array-Spule (endoMRT) ist mit ihrer hohen räumlichen Auflösung und ihrem hohen Gewebekontrast das zurzeit sensitivste bildgebende Verfahren für das lokale Staging. Trotz nur geringer Spezifität hinsichtlich der Tumorlokalisation (ca. 50%), kann dennoch nach bioptischer Diagnosestellung ein organbegrenztes von einem organüberschreitenden Tumorwachstum (Kapselüberschreitung, Samenblaseninfiltration) mit hoher Spezifität (bis ca. 95%) unterschieden werden.

Eine Verbesserung der Tumorlokalisation ist mittels KM-unterstützter dynamischer MR-Tomographie und 1H-MR–spektroskopischer Bildgebung möglich, wobei die erste Methode mikrovaskularisations-abhängige und die zweite metabolische Gewebeparameter visualisiert. Kombiniert mit der endoMRT kann damit Sensitivität und Spezifität hinsichtlich Tumordetektion, –Lokalisation und extrakapsulärer Ausbreitung gesteigert werden. Allerdings erfordert die Datennachverarbeitung einen nicht unerheblichen Zeitaufwand und die Berteilung der Ergebnisse spezielle Expertise. Erste Erfahrungen mit der MR-gesteuerten Biopsie zeigen selbst bei zuvor mehrfach negativer Ultraschall-gesteuerter Biopsie vielversprechende Resultate hinsichtlich einer verbesserten Tumordetektion.

Lernziele:

State-of-the-Art MR-Diagnostik des Prostatakarzinoms

Beurteilung von deren Wertigkeit im klinischen Kontext und im Vergleich zu konkurrierenden bildgebenden Verfahren, wie z.B. dem PET-CT

Ausblick auf zukünftige Entwicklungen der Prostatadiagnostik mittels MRT und MRS

Korrespondierender Autor: Schlemmer HP

Radiologische Klinik, Radiologische Diagnostik, Hoppe-Seylerstr. 3, 72076 Tübingen

E-Mail: heinz-peter.schlemmer@med.uni-tuebingen.de