Psychiatr Prax 2007; 34: S170-S172
DOI: 10.1055/s-2006-940230
Geschlechtsspezifische Fragen in der Psychiatrie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschlechtsunterschiede in der Delinquenzgenese bei suchtkranken Straftätern

Gender Differences in Delinquency-Inducing Factors of Drug Addicted OffendersHelmut  Hausner1 , Markus  Wittmann1 , Wolfgang  Mache2
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum Regensburg
  • 2Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie des Bezirks Oberpfalz am Bezirksklinikum Regensburg
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Publication Date:
20 November 2007 (online)

Zusammenfassung

Anliegen Für die Therapie suchtkranker Straftäter kommt einer möglichst genauen Kenntnis der delinquenzbedingenden Faktoren große Bedeutung zu, um diese - ergänzend zur normalen Entwöhnungsbehandlung - gezielt abschwächen zu können. Einige Risikofaktoren weisen dabei eine deutliche Geschlechterpräferenz auf. Methode Durch eine retrospektive Analyse der Lebensläufe aller im Jahr 2002 im Bezirksklinikum Regensburg nach § 64 StGB untergebrachten Patientinnen (n = 22) und dem Vergleich mit einer männlichen Referenzgruppe (n = 29) sollen geschlechtsspezifische Risikofaktoren identifiziert werden. Ergebnisse Es konnte gezeigt werden, dass das Erleben eigener Opfererfahrung sowie eine problematische Partnerschaftssituation bei straffälligen suchtkranken Frauen signifikant häufiger einer Straftat vorausgeht als bei Männern. Schlussfolgerung Wegen der Bedeutung des Durchlebens der eigenen Opferrolle mit den damit verbundenen Ohnmachts- und Selbstentwertungsgefühlen ist gerade bei Frauen eine Stärkung des Selbstbewusstseins sowie eine Verbesserung der Selbstwahrnehmungsfähigkeit anzustreben. Auch eine konsequente Bearbeitung des Beziehungsverhaltens ist erforderlich.

Abstract

Objective Accurate knowledge of delinquency-inducing factors is important for focussed therapy of drug addicted offenders in addition to normal treatment strategies for addiction. Certain risk factors show clear sex differences. Method We made a retrospective analysis of life histories of female patients accommodated in the District Hospital of Regensburg under Section 64 of the German Penal Code in the year 2002 (n = 22) compared with a male reference group (n = 29). Results The analysis revealed that experience as victim and problematic partnership situation in female addicts precede a criminal offence significantly more frequently than in men. Conclusion In the treatment of female drug addicted offenders the improvement of self assurance and introspection is important. Also the typical behaviour in relationship should be picked out as a central theme.

Literatur

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Dr. med. Dr. jur. Helmut Hausner

Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg

Universitätsstraße 84

93042 Regensburg

Email: helmut.hausner@medbo.de

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