Gesundheitswesen 2006; 68 - A53
DOI: 10.1055/s-2006-939627

Energieversorgung in Deutschland – gesundheitliche, ökonomische, ökologische und soziale Aspekte

B Thriene 1
  • 1Landesamt für Verbraucherschutz, Fachbereich Hygiene, Magdeburg

Einleitung: Eine auf Nachhaltigkeit orientierte Energieversorgung muss eine Reihe von Eigenschaften aufweisen: Klimaverträglichkeit, Ressourcenschonung, Risikoarmut, Sozialverträglichkeit und gesellschaftliche Akzeptanz. Gleichzeitig soll sie Innovationsimpulse vermitteln und zur Schaffung zukunftsträchtiger Arbeitsplätze beitragen. Mit dem Thema Energieversorgung, der aktuellen Situation, den Orientierungen und Beschlüssen sind auch die Behörden des ÖGD befasst.

Im Rahmen der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeitsprüfung sind erforderliche Investitionen zur Energiegewinnung aus fossilen und erneuerbaren Energien mit den jeweiligen gesundheitlichen Belastungen durch die Kraft-, Wärme- und Stromerzeugung in Städten, Ballungsgebieten und im Umland sowie mit globalem Bezug zu bewerten.

Ausgangslage: Die Bevölkerung und die hoch industrialisierte Wirtschaft Deutschlands sind auf eine sichere, kostengünstige und umweltfreundliche Energieversorgung angewiesen. Kohle, Kernkraft, Öl und Gas spielen eine Schlüsselrolle bei der Deckung des spezifischen Bedarfs. In Deutschland wurden Ende 2004 weiter 3,6% der Primärenergie bzw. 9,3% des Stroms, 4,2% der Wärme und 1,6% der Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien bereitgestellt. Energieerzeugung und CO2-Emissionen von 23,5 Mrd. t/a (Deutschland 860 Mio. t) verursachen maßgeblich den Treibhauseffekt auf der Erde.

Nationale und globale Ziele: Die CO2-Reduzierung steht im Mittelpunkt der weltweiten Klimaschutzprogramme. Die Klimaerwärmung wird durch die zunehmende Verbrennung fossiler Energieträger, den Raubbau der Wälder, die Landschaftszerstörung und die industriell betriebene Landwirtschaft verursacht. Mit einer weltweiten Senkung der energiebedingten CO2-Emissionen auf die Hälfte bis zum Jahr 2100 muss hier gegengesteuert werden, zumal aktuell insbesondere in den sich entwickelnden asiatischen Ländern mit steigendem Lebensstandard die CO2-Emissionen drastisch zunehmen werden. Deutschland hat mit einem nationalen Klimaschutzprogramm das CO2-Aufkommen begrenzen und schrittweise reduzieren können. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der CO2-Minderung wird mit 70 Mio. t geschätzt.

Positionen des ÖGD: Der Fachausschuss Umweltmedizin des Bundesverbandes der Ärzte des ÖGD will mit Bezug zum Konsenspapier „Umweltmedizin im Öffentlichen Gesundheitsdienst – Ein gesellschaftlicher Auftrag und seine Konsequenzen: Thesen zur Situation, zu den Zielen, den Strategien und Handlungsmöglichkeiten“ (Gesundheitswesen 62 (2000) 5, A23–24) seine Positionen zur Energiewirtschaft in Deutschland vorstellen, diskutieren und in Thesenform zusammenstellen.

Wesentliche Prioritäten sind:

  • Energiebewusstes Handeln des Einzelnen mit Gewohnheits- und Verhaltensänderungen,

  • Senkung des Energiebedarfs und Schadstoffausstoßes von Fahrzeugen, Anlagen und Gebäuden,

  • Unterstützung des Einsatzes erneuerbarer Energien mit den Schwerpunkten, die Windenergieanlagen auf geeigneten Standorten zu konzentrieren und die Holzverwertung aus deutschen Wäldern für Biomassekraftwerke stärker zu nutzen,

  • mittelfristige Nutzung der Kernenergie unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards, bis ausreichend erneuerbare Energiequellen erschlossen sind,

  • Gewährleistung von Verfügbarkeit, Störfreiheit und Versorgungssicherheit einer zukunftsfähigen Energieversorgung bei ökonomisch und sozial vertretbaren Kosten.

Eine haushaltende und nachhaltige Energieversorgung hat unter dem Aspekt des globalen Klimaschutzes mit bereits eingetretenen Klimaveränderungen und Wetterkatastrophen eine aktuelle Bedeutung für das Leben heutiger und künftiger Generationen.