Gesundheitswesen 2006; 68 - A42
DOI: 10.1055/s-2006-939616

Standardisierte Erfassung von Gesundheitsbeschwerden mit Umweltbezug im Land Brandenburg – Umweltmedizinische Dokumentation in den Gesundheitsämtern des Landes Brandenburg

G Ellsäßer 1, I Hiller 1, S Nowak 1
  • 1Landesgesundheitsamt Brandenburg, Wünsdorf

Hintergrund: Seit 1994 werden Anfragen der Bürger zu umwelthygienischen und umweltmedizinischen Problemen von den Gesundheitsämtern in einem standardisierten Dokumentationsbogen erfasst und im Landesgesundheitsamt anonymisiert ausgewertet. Ziel des Dokumentationssystems ist, den Beratungs- und Handlungsbedarf des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Rahmen des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes im Sinne einer modernen, umweltbezogenen Berichterstattung aufzuzeigen.

Methodik: Der Fragebogen umfasst sozialdemografische Fragen (Alter, Geschlecht, Wohnort, Versicherungsverhältnis, derzeitige Tätigkeit), Fragen zum Umweltproblem (Expositionsort, Expositionsquelle, mögliche Belastungsfaktoren), zu gesundheitlichen Beschwerden und die ärztliche Einschätzung eines möglichen umweltmedizinischen Zusammenhangs sowie die Maßnahmen/Empfehlungen der Gesundheitsämter.

Ergebnisse: Die Analyse von insgesamt 1083 Fällen im Zeitraum 1998–2000 zeigt folgende Ergebnisse: umweltassoziierte Gesundheits- und Befindlichkeitsstörungen gaben 66% (weiblich 446/männlich 266) der Bürger an.

Umweltprobleme wurden am häufigsten (88%) mit dem Wohninnenraum im Zusammenhang gebracht.

Als Umweltfaktoren standen Feuchteschäden/Schimmelpilzwachstum (78%) im Vordergrund und Geruchsbelästigungen (23%) sowie das Raumklima (15%). Formaldehyd (7%), Lösemittel (5%), Holzschutzmittel (3%) sowie Schädlingsbekämpfungsmittel (1%) sind als chemische Faktoren am häufigsten im Zusammenhang mit den Beschwerden angegeben worden.

Eine Einschätzung des möglichen Zusammenhangs der angegebenen Gesundheitsbeschwerden mit Umweltbelastungen ergab in 36% der Fälle die Einstufung als „wahrscheinlich umweltbedingt“ in 6% als „sehr wahrscheinlich umweltbedingt“ in 9% der Fälle als „unwahrscheinlich“. Am häufigsten (49%) war eine Bewertung nicht möglich.

Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter führten als häufigste Maßnahme (88%) eine Ortsbesichtigung durch, gaben Verhaltensempfehlungen (79%), empfahlen den Vermieter einzuschalten (61%) oder eine Wohnraumsanierung durchzuführen (73%).

Schlussfolgerungen: Die umwelthygienische Kompetenz der Gesundheitsämter im Land Brandenburg kann einen wichtigen Beitrag in der Expositionsbeurteilung bei umweltmedizinischen Fragestellungen leisten.